Folge 41: Ausverkauf des Ostens oder ökonomische Realität - Das emotionale Echo der Treuhand

Shownotes

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Dank gilt unserem Tonmeister Daniel Fromm und unserer Redakteurin Marie Eisenmann.

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00:00:00: Ich weiß noch, diese eine Fabrik, die ja ewig durch die Medien ging, die ihn bei Out machen wurde, wo die Bürger, wo die Mitarbeiter ihr eigenes bisschen Geld, was sie inzwischen hatten, als Westgeld, reingebracht haben, um dieses Unternehmen zu erhalten.

00:00:14: Und die Deutsche Bank und alle Banken eben nicht bereit waren,

00:00:18: diese Art von Unternehmen zu akzeptieren.

00:00:22: Mauern, Ost, Drift, West.

00:00:26: Wo Geschichten die Grenzen überwinden.

00:00:29: Wir reißen Mauern ein.

00:00:42: Hallo und herzlich willkommen zu Maurer Echo Ostdrift West, dem Einheitspodcast der Tatspannter

00:00:48: Stiftung.

00:00:49: Ich möchte euch heute, bevor ich anfange und wir reingehen, sagen, dass das hier die vorletzte Folge ist für dieses Jahr.

00:00:55: Danach werden wir für zwei Monate bis zum Februar in die Pause gehen.

00:01:01: Weil wir haben dieses Jahr eigentlich kaum Urlaub gemacht.

00:01:04: Wir hatten ja nur eine Pause und das spüre ich jetzt am Ende wirklich auch schon und das ganze Team.

00:01:10: Deswegen, wir sind im Februar wieder da.

00:01:12: Nächste Woche gibt es noch eine ganz angenehme Folge, die passend zur Weihnachtszeit ist.

00:01:17: Es geht nämlich um Essen, Kultur in Ost und West mit zwei Foodfluencerinnen.

00:01:21: Schaut da auch gerne wieder rein.

00:01:23: Und heute befassen wir uns aber mit der Treuhandanstalt.

00:01:28: Die Treuhand-Anstalt spielte eine zentrale Rolle im Wirtschaftsumbruch nach der Windel.

00:01:32: Ihre Aufgabe war die folgseigenen Betriebe der DDR in die Marktwirtschaft zu überführen, was massive Umbrüche und soziale Folgen mit sich brachte.

00:01:39: Heute sprechen wir mit Andrea Dietmann, Juristin mit Verantwortung im Bereich Umwelt und Altlasten bei der Treuhand und Sonja Lankauf, Soziologin und ehemalige Pressesprächerin der Telekom im Aufbau Ost.

00:01:51: Wir wollen konkrete Einblicke erhalten, die das Bild der Treuhand erweitern und neu beleuchten.

00:01:56: Hallo, schön, dass ihr hier seid.

00:01:57: Hallo denn,

00:01:58: hallo, Dennis.

00:01:59: Dann starten wir gleich in unsere erste Kategorie und das ist der Top der Woche.

00:02:06: Was war euer persönlicher Top der Woche, ein Moment, der euch inmitten all der dezeitigen Krisen so ein bisschen Hoffnung gemacht habt?

00:02:15: Habt ihr da einen mitgebracht?

00:02:18: Also, ich hab persönlich meinen Top der Woche.

00:02:21: Ich bin seit fünfzehn Jahren das erste Mal wieder gesprintet nach einer Knie-OP.

00:02:26: Und mein politischer Top der Woche ist die Reaktion der jungen CDU im Rentenstreit.

00:02:35: Da kann ich mich doch gleich d'accord anfliessen.

00:02:38: Politisch hatte ich eigentlich gedacht, sage ich heute gar nichts, weil so richtig viel war da nicht.

00:02:43: Aber diese Renten-Diskussion, dass die jetzt erst mal beiseite gestellt wird, heute gab es gerade eine Umfrage auch, sind sie dafür, dass die Wissenschaft, der wissenschaftliche Vorschlag, der Wissenschaftler... erst mal dieses Gesetz nicht zu diskutieren und nicht weiterzuführen, sondern vollkommen neu an die Rentenreform heranzugehen.

00:03:01: Das fand ich erst mal sehr vernünftig.

00:03:03: Aber eigentlich hatte ich auch privat gedacht.

00:03:05: Meine Enkelin hat mir gestern verkündet, sie ist jetzt eine Hauptdarstellerin im Nussknacker Musiker.

00:03:11: Sie ist neun Jahre.

00:03:12: Und mein Sohn hat mir mitgeteilt, dass er wieder mal nach Japan kann.

00:03:16: Er ist ein Künstler und hat beim Goethe-Institut einen Artist in Residenz bekommen.

00:03:21: Wow, toll.

00:03:22: Auch die kleinen und die persönlichen und Privatmomente muss man feiern.

00:03:26: Nur damit ihr, die jetzt gerade zuhören, das auch unterscheiden könnt, zuerst hat Andrea gesprochen und dann Sonja.

00:03:34: Nur damit ihr das wisst, weil das ist aber beim gleichen Geschlecht ein bisschen schwierig, das auseinander zu halten.

00:03:39: Und Sonja ist Ost

00:03:41: und Andrea ist West.

00:03:45: Und eigentlich sind wir beide Weste inzwischen.

00:03:47: Du hast ja eine Bossy-Perspektive, Sonja, so zu sagen, was ja beides sozusagen miterlebt und in beiden Teilen lebt.

00:03:54: Aber da kommen wir jetzt auch direkt zu in unser zweiten Kategorie.

00:03:57: Das ist nämlich das Mauergeflister.

00:04:01: Wo wir jetzt über eure Perspektiven sprechen.

00:04:03: Und da würde ich gerne als erstes wissen, Sonja, fang du gerne an.

00:04:08: Wie bist du denn aufgewachsen, damit die Leute vielleicht auch Gedankengänge, die du später hast, so besser nachvollziehen können?

00:04:15: Ja, naja, wir reden ja jetzt auch sehr über Gesellschaft, ist ja der Anlass.

00:04:19: Ich bin eigentlich sehr geborgen und behütet, aufgewachsen in einem, allerdings sozialistisch sozialisierten Familienumfeld und einem christlichen.

00:04:31: Mein Vater war purer Sozialist, aus Leipzig nach Berlin gekommen, zur kassanierten Volkspolizei Einundfünfzig und von dort aus dann zur Staatssicherheit gegangen.

00:04:42: Er starb, wie ich später Oftmals, bei mir so ganz heimlich, heute sah ich es öffentlich, dachte zum Glück aus gesellschaftlicher Sicht schon, als ich zwölf Jahre war.

00:04:54: Er konnte mich also damals dann nicht zu dem erziehen, was ich glaube, auch im Gespräch mit meiner Mutter, was er gerne gemacht hätte.

00:05:02: Und war dann mit meiner Mutter allein, weil sie ihren ersten Mal im Krieg verloren hatte und auch erst in den Ende der vierzehr Jahre, dann nach dem Krieg, meinen Vater kennenlernte und mich sehr spät geboren hat mit einundvierzig.

00:05:15: Und sie war eine ganz liebe Mutter und fürsorglich.

00:05:18: Und ich hatte damals einen Umfeld.

00:05:21: Die Nachbarn haben mich mit den Urlaub genommen, mich dazu zu sagen, allen wahrscheinlich irgendwie ein bisschen leid als kleines Kind mit der älteren Mama.

00:05:28: Die war ja dann auch schon über Fünfzig.

00:05:30: Und ohne Vater, ja, das war sehr schön, sehr geborgen.

00:05:35: Ich war Pionier und mir hat das, also ob wir da nur zehn Minuten Appell und für ein sozialistisches Vaterland seit bereit, immer bereit gesungen haben oder nicht.

00:05:46: War mir mehr oder weniger schnuppe.

00:05:48: Es war die Kultur, der Sport, die Unterhaltung.

00:05:52: Diese Kollektive, was natürlich einen auch aufgefangen hat, wie gesagt, wenn man nicht in einem widerständlich ölerischen Familienumfeld aufwächst, dann war das eigentlich alles wunderbar okay.

00:06:04: Ich habe erst in die Gymnasium, würde man heute sagen, auf der zweiten EOS in Berlin Mitte das erste Mal auch Leute getroffen, die gesagt haben, Sonja, frag mich nicht.

00:06:13: Meine Eltern, wir gucken nur Westen.

00:06:15: Also ich kannte das vorher auch wechselweise.

00:06:18: Aber diese Drastik ist mir wirklich erst in Jugendlichen Jahren nahe gekommen und erst da begann ich dann sozusagen auch überhaupt nachzudenken oder da oder dort dran mal zu zweifeln.

00:06:32: Danke für den Einblick Sonja.

00:06:34: Wie war denn dein Aufwachsen, Andrea?

00:06:38: Ja, also mein Aufwachsen war etwas anderes.

00:06:41: Anders, also schon, weil meine Eltern sehr jung waren, als ich zur Welt kam.

00:06:45: Nämlich, zweiundzwanzig und dreiundzwanzig.

00:06:47: Und dann ganz schnell noch zwei kleine Brüder dahinterher kamen.

00:06:52: Diese jugendlichen Eltern haben uns unheimlich viel Freiheit gelassen.

00:06:56: Also selbst für, sagen wir, westdeutsche Verhältnisse waren meine Eltern eigentlich nur interessiert, wenn ich abends wieder am Abendbrot tisch saß.

00:07:04: Aber ansonsten ... war die Zeit frei.

00:07:08: und was aber vielleicht, also was ich jetzt im Vorbereitung des Gesprächs nochmal überlegt habe, was auch eine Rolle spielt, beide meiner Großeltern sind natürlich Kriegsgenerationen.

00:07:18: dementsprechend, also beide meiner Großväter waren in Gefangenschaft, einer bei den Russen, einer bei den Franzosen und meine Großmutter, also die von meiner Mutter, die Mutter, ist geflohen.

00:07:32: Das heißt, die ist mit meiner Mutter und ihren drei weiteren Geschwistern an der Hand noch so praktisch mit dem letzten Zug aus dem Osten in den Westen gekommen.

00:07:43: Das hat mich lange Zeit so in der Kindheit nicht besonders interessiert, auch nicht in meiner jungen Erwachsenenzeit.

00:07:49: Aber je älter ich werde und je mehr ich auch wieder von meiner Mutter dieses Thema immer noch höre, desto sicher bin ich auch, dass solche Erfahrungen lange nachwirken und eben auch in die Kinder- und Enkelgeneration noch übergreifen, ohne dass man das so unmittelbar merkt.

00:08:09: Auf jeden Fall, weil das sind ja intergenerationelle Traumatares, die ja durch Verhalten auch weiter getragen werden.

00:08:16: Und da mache ich auf jeden Fall nächstes Jahr auch noch eine Folge zu, diese Ost-West-Flucht und dann eine Person einladen, die gerade geflohen ist.

00:08:24: Und dann mal gucken, wie sind denn diese Perspektiven unterschiedlich.

00:08:29: zeigt sich nicht da vielleicht auf, wieder, dass wir eigentlich als Menschen doch ähnlicher sind und ähnlichere Erfahrungen haben, um viel mehr Verbündete sein könnten, als uns das Teile dieser Gesellschaft deutlich machen wollen eigentlich.

00:08:40: Deswegen sehr spannend, dass du da drüber noch mal nachgedacht hast.

00:08:43: Hast du denn, also da muss ich jetzt mal nachfragen, weil ich das interessiert.

00:08:47: Hast du denn den Gefühl, wo dich das heute noch begleitet oder beeinflusst hat?

00:08:54: Ja, also das kann ich.

00:08:56: in Vorbereitung auf diese treuen Zeit ist mir wieder eingefallen.

00:08:59: Das hatte ich in der Zeit überhaupt nicht präsent, dass direkt nach der Wende die Verwandtschaft im Osten zu meiner Verwandtschaft im Westen gesagt hat, jetzt sind wir mal dran.

00:09:10: Das hat meine Mutter damals wahnsinnig empört.

00:09:12: Ich habe das so so hingenommen, wie man das als Mensch Ende zwanzig eben

00:09:17: macht.

00:09:18: Das ist der eine Punkt, der, glaube ich, eine größere Rolle spielt, als man so denkt.

00:09:23: Und der andere Punkt ist, dass meine Mutter, die jetzt unter achtzig ist, immer noch oder ich würde sagen verstärkt dieses Fluchtthema und wir haben alles verloren und so in sich trägt.

00:09:35: Das habe ich als Kind nicht gehört und als junger Mensch nicht gehört.

00:09:38: Aber jetzt höre ich es doch hin und wieder.

00:09:41: Und ja, das sind die beiden Punkte, die mich da beschäftigen.

00:09:47: Sonja, gibt es da Punkte bei dir, die damit resonieren?

00:09:50: Na, ich habe jetzt daran gedacht, dass das ja in gewisser Weise ähnlich ist dem, was sozusagen, was jetzt auch die Westdeutschen mehr an den Ostdeutschen begreifen.

00:10:01: Man nimmt seinen Kopf nicht mit ins neue System und seine Gefühl, man nimmt den Kopf mit, den man vorher hatte und die Gefühl und die Traumata ihrer Mutter oder meiner Mutters Trauma erster Mann im Krieg in Russland gefallen, der zweite Mann dann zur Staatssicherheit gegangen und Sie hat die Wände nicht mehr erlebt, aber ich will sagen, dieses Verständnis, was wir so vermisst haben, eigentlich mehr oder weniger fast bis heute, drei, fünf, dreißig Jahre Wendezeit, dass man interessiert ist an unserer Vergangenheit.

00:10:36: Warum bist du so lange gar im Sozialismus geblieben und wolltest gar nicht in den Westen beispielsweise?

00:10:42: Das wollte keiner wissen.

00:10:43: Das ist uninteressant.

00:10:44: Das hat man auch nicht groß diskutiert, außer im eigenen Kreise.

00:10:49: Und da auch nur mehr oder weniger.

00:10:50: Also mich erinnern auch, diese Wände, diese Wechsel meiner Eltern ins Ostsystem, die sind ja auch in Erziehungsmethoden.

00:11:00: Also es musste sehr streng sein erst mal am Anfang, später auch sehr frei.

00:11:04: Aber am Anfang, also ich habe es selber noch gelernt, auch meine Kinder, also wenn die heulen, dann heulen die, die müssen lernen.

00:11:10: Da müssen sie durch, die können sich nicht mit einem Jahr ihren Kopf durchsetzen.

00:11:14: Heute weiß man, es geht ganz anders.

00:11:16: Aber also diese Akzeptanz, das, was Vodigmann gerade sagte, dass man etwas mitschläbt, das kann man nicht einfach so abwerfen und sagen, jetzt bin ich Bundesdeutsche.

00:11:27: Danke dafür erstmal.

00:11:28: Dann fangen wir mal an, wir reden ja heute über die Treuhand.

00:11:31: Dann fangen wir aber erstmal an mit dem, wo es begonnen hat, nämlich dem Einheitsprozess oder der Wende, den Beitritt.

00:11:37: Es gibt ja viele Worte dafür.

00:11:39: Wie habt ihr den aber erstmal persönlich erlebt, Andrea?

00:11:44: Wie war das für dich?

00:11:45: Also, ich kann mich da sehr gut daran erinnern, weil ich zu dem Zeitpunkt in meiner Abschlussarbeit für mein zweites juristische Staatsexamen saß.

00:11:54: Das war eine vier Wochen arbeiten und bekam am Anfang dieser vier Wochen eine Akte und am Ende musste man sie abgeben mit einem, in meinem Fall war es ein Urteil, also jedenfalls einen Schrift-Satzentwurf, den man eben den Prüfungsamt vorlegen musste.

00:12:08: Und dann rief mich mitten in der Zeit, rief mich ein Kommiliton an und sagte, Mensch, dem aber ist gefallen.

00:12:12: Lass uns doch Berlin fahren.

00:12:13: Das war ein Bielefeld.

00:12:15: Und da, wie gesagt, ich sitze hier in der wichtigsten Arbeit meines Lebens.

00:12:20: Du musst alleine fahren.

00:12:21: Ich kann mich noch ans Wetter hin und ich hab rausgeguckt, mein Gott, in Berlin passiert jetzt Weltgeschichte.

00:12:26: Also das war schon klar.

00:12:28: Aber für mich war es nicht so wichtig, dass ich da jetzt meinen Abschluss gefährdet hätte.

00:12:33: Und bei dir so, ja?

00:12:35: Ja, bei mir war also schon mit dem Mauerfall, haben wir zu Hause gesehen, haben wir gesagt, jetzt geht das zu Ende dieser Sozialismus.

00:12:46: Er hat sich nicht vor mir reformieren können, wie wir selber gehofft hatten.

00:12:51: Da geht's vorbei.

00:12:52: Und als der in diese Pressekonferenz vom Schabowski war und die Mauer ging auf, rief mich auch gleich eine Freundin an, da war das auch klar.

00:13:02: Und wir waren Ja, erstart wäre zu viel gesagt.

00:13:08: Wir waren in einer Patssituation, weil wir selber als überzeugte Sozialisten gewusst, gemerkt, geführt haben, so kann es nicht weitergehen.

00:13:19: Das ist jetzt mehr als jeder normale Sozialist verkraften kann, diese diktatorischen, einseitigen, verlogenen, ja und was man inzwischen alles weiß, noch ganz schlimmer.

00:13:31: Auch Volterdinger und so, das war mir damals auch nicht klar.

00:13:34: Und deshalb glaube ich auch, mir war klar, der geht unter und wir werden jetzt Kapitalismus werden.

00:13:40: Und das hat mich zwei Tage nicht schlafen lassen, weil das wollte ich nur wirklich nicht.

00:13:45: Aber ja, wir waren alle in meinem Freundeskreis, ist ja auch eine Blase gewesen.

00:13:51: Wir waren alle ein bisschen mehr oder weniger geschockt, weil die Chance auf Noch was Neues, die blühte dann da einigen auf, dass wir noch einen dritten Weg gehen können, aber eigentlich war zunehmend klar, das lässt sich konkurrenzmäßig, wir hatten ja Marx gelesen, also ich habe immer gesagt, wir haben uns über unser Land und über unser System belogen, aber wie der Westen marktwirtschaftlich im Grunde funktioniert, das wussten wir.

00:14:18: Und insofern, ja, also ich war erst mal ein bisschen geschockt.

00:14:25: verwunden.

00:14:26: Also ich hab jetzt, wenn ich Leute eurer Generationen in der Sendung habe, die dann vielleicht auch so um die zwanzig waren bei der Wende, dann waren wir ja in so dieser Neufindung.

00:14:38: Und die haben teilweise gesagt, boah, entweder da ist dann für mich irgendwie eine neue Welt aufgegangen oder ich habe mir ganz große Sorgen gemacht.

00:14:46: So, ich hatte keine Ahnung von der Zukunft, was passiert jetzt?

00:14:50: Wie konnte und emotional haben Sie es teilweise erst viele Jahre später?

00:14:54: eigentlich aufgearbeitet, reflektiert, überhaupt verwunden.

00:14:57: Wie war das bei dir zu dem Zeitpunkt?

00:14:59: Warst du da noch so, ja, das wird irgendwie, also du bist enttäuscht, dass das System nicht so wird, aber hast du eine Zukunftsperspektive?

00:15:05: Hast du irgendwie gedacht, doch, das wird was?

00:15:07: Ich finde, hier eine Chance, oder war die Angst größer?

00:15:10: Wie ging es dir da emotional?

00:15:13: Also, das kann man jetzt nicht so ausführlich über Monate regeln, aber ich könnte sagen, als Modo dann sagte, im Herbst ist Vereinigung, im Frühjahr, neunzig, sagte er das ja.

00:15:25: Bis dahin haben wir auch in so meinem Freundeskreis und viele sehr aktiv noch an diesem dritten Weg gefummelt, so zu sagen.

00:15:34: Und ich war als Soziologin an einem Institut damals.

00:15:38: Das hat fürs Fernmeldewesen gearbeitet.

00:15:40: Daher auch fünf Jahre empirische soziologische Untersuchung habe ich durchgeführt.

00:15:44: Und daher bin ich dann auch später zur Telekom gegangen durch diese Kontaktwelten.

00:15:49: Und wir haben dann unser Institut umbenannt.

00:15:53: Das CIS-Institut für sozialistische Wirtschaftsführung und von heute auf morgen, also CIS, wir werden vereinigt, haben wir es genannt, Zentrum für Unternehmens- und Wirtschaftsführung.

00:16:13: Also so ein bisschen nach westlichen Stile.

00:16:15: Und haben uns da noch eingebildet, das war bis Ende Mai, da haben wir uns jeden Tag im Institut getroffen und hatten uns eingebildet, hey, Wir machen was draus.

00:16:27: Jetzt werden wir westen, dann werden wir auch agieren und wollten dort selbst Lehrgänge anbieten.

00:16:32: Wir hatten sehr kluge Professoren, Doktoren, also wir sind ja nicht alle dumm und dachten, ja, das machen wir.

00:16:39: Und im Mai sagt einer von unseren Großen dort, sagt der Leute, jetzt mal ehrlich, jetzt haben wir unser Konzept.

00:16:47: Glaubt ihr im Ernst, dass ein Aussie oder ein Wessi je an unser Institut kommt und bei uns Lehrgänge besucht, die Renale in Westen.

00:16:57: Und da war klar, das wird nichts.

00:16:58: Und ab diesem Tag, ab Ende Mai, sind wir morgens, haben wir uns getroffen, mit dem Institut haben, noch gefrühstigt und dann ist jeder ausgeschwebt, ausgeschwärmt, irgendwo hin, um zu überlegen, was kann aus mir werden.

00:17:12: Noch dazu, weil wir, das war glaube der Punkt, weil wir da schon hörten, Schwarz Schilling, der Bundespostminister West, hatte gesagt, er muss dem Volk ja auch ein Fraßvorwerfen Sozis bei uns nicht.

00:17:26: Er sagte, wir machen einfach dieses Institut für sozialistische Wirtschaftsführung.

00:17:31: Hat ja der Name, sagt er schon, die machen wir platt und damit sind wir frei.

00:17:35: Wir haben auch die ewigen Sozis entsorgt.

00:17:38: Also wir wussten, wir werden alle kennen, haben erst mal unser, haben nirgends einen Sitz, wo wir von dem aus wir dann in irgendeiner Form vermittelt.

00:17:47: genutzt oder was werden.

00:17:49: Und wir haben dann alle selber gesucht, was aus uns werden soll und könnte.

00:17:52: Dann

00:17:53: hast du ja im Vorgespräch gesagt, dass du eine Barmhof der Zeitung gefunden hast, die deinen Weg geprägt hat.

00:18:00: Ja, das ist ganz seltsam.

00:18:01: Also mein erster Gang in den Westen, wie gesagt, ich hatte da so meine Manschetten.

00:18:06: Meine Kinder waren auch ganz traurig.

00:18:07: Sie waren nach vierzehn Tagen immer noch nicht im Westen gewesen, die gefasst die ganze.

00:18:11: Halbe Klasse war schon gleich am anderen Tag im West-Berlin.

00:18:14: Und ich bin ersten Gang durch die Mauer Mittagspause rüber in die Bibliothek gegenüber Philharmonie und habe mir die Soziologie Bücherregale aufgezogen.

00:18:25: Damals auch alles noch händisch mit Karteikarten.

00:18:29: Und da war mir klar, also die Soziologen außer ein bisschen Max Weber, Haar und das auch nur hinter Schloss und Regeln, also man musste da einen extra Ausweis bekommen, wenn man überhaupt sowas las, man durfte sich Max Weber nicht mal mit nach Hause nehmen oder als Student ausführlich studieren.

00:18:46: Wir hatten viele klure Leute auch in der Soziologie und in der Methodik, in der DDR, in der Sowjetunion, aber da habe ich am besten keine Chance.

00:18:54: und dann habe ich mich umgeguckt.

00:18:56: Was machen?

00:18:57: Ich kann reden, ich konnte drei Sprachen, natürlich alles nur passiv, außer Russisch, dass wir auch aktiv hier gesprochen haben, aber sonst kannte ich keine Engländer und keine Franzosen.

00:19:04: Ich kannte aber die Sprachen und sehe am S-Bahnhof Lichtenberg, wie kleine Jungs sich die Prono-Heftchen da angucken.

00:19:13: Also so ein schönes war natürlich schon ... im neunster Frühjahr überall Zeitschriften aus dem Westen, gehe zu dem Zeitungsmann und sagt, können Sie die Hefte bitte mal nach oben stellen, damit nicht schon die Elferien eine offene Muschi sehen.

00:19:27: Darf ich mal so deutlich sprechen?

00:19:28: Hier.

00:19:30: Und da hat er reagiert, wie auch immer.

00:19:32: Und ich sehe dann neben ein PR-Magazine liegen.

00:19:35: Also ich denke, was ist denn das?

00:19:36: Und Blättere?

00:19:38: Publication Magazine, auf Deutsch natürlich, Krassearbeit, Events organisieren, schreiben, mit Menschen zusammen sein und so weiter.

00:19:49: Ich dachte, das mache ich.

00:19:51: Ja, das war dann meine Perspektive.

00:19:54: Dann habe ich den ganzen Sommer über eigentlich in der Bibliothek nur eigentlich Publication Literature gelesen, um dann zur Wende wie die Zufälle manchmal spielen tatsächlich in dieser Branche kommen zu können.

00:20:09: Andrea, wie war das bei dir?

00:20:10: Du hast ja gesagt, du warst ja mitten in deiner Abschlussprüfung, sozusagen damals.

00:20:15: Und dann?

00:20:16: Ja, also neunundachtzig.

00:20:18: Neunundachtzig war ich in meiner Abschlussprüfung.

00:20:19: Ich hatte aber bereits eine feste Stelle.

00:20:23: Ich war bei einem Anwalt in Bielefeld nebenbei schon seit einem Jahr tätig, praktisch auf, heute würde man sagen, vierhundert Euro Basis oder sowas.

00:20:32: und habe daneben studiert.

00:20:33: Und mir war klar, also wir hatten vereinbart und so ist es dann auch gekommen.

00:20:36: In dem Moment, in dem ich das Staatsexamen in der Tasche hatte, würde ich meine Zulassung beantragen und bei ihm weiterarbeiten.

00:20:42: Das ist genauso passiert.

00:20:44: Das heißt, ich hatte jetzt nie die Situation zu denken, aha, im Osten eröffnet sich für mich irgendetwas, was ich hier nicht habe, sondern meine Zukunft war safe eben in dieser Bielefelder Kanzlei.

00:20:56: Und ich habe erst, mal zu einer neunneunzig, so praktisch meine Meine Fühler in den Osten ausgestreckt, als ich so feststellte, es ist eben doch wahnsinnig viel interessanter, dort zu sein, als in dem etablierten Bielefeld, wo ich Projektentwicklungen gemacht habe, also im Prinzip bauen mit Gewinnen, sage ich jetzt mal etwas einfach, was, sagen wir mal, piconniere interessant ist, aber jetzt nicht unbedingt inhaltlich.

00:21:27: Wie bist du dazu treu handgekommen?

00:21:29: Ja, ich hatte damals einen Freund, der ging für Brokhaus-Vestrik Stegemann, die heute Freshfields heißen, nach Berlin, um da das Berliner Büro zu eröffnen und hatte sich eine Wohnung mit vier Zimmern gemietet in Schöneberg und nahm da praktisch Kollegen auf, die mal gucken wollten, wie ich zum Beispiel, oder auch mein späterer Mann, der war bei einer anderen Kanzlei in Hamburg.

00:21:54: Und wir sind dann so am Wochenende oder irgendwie dahin gefahren und haben uns die Stadt angeguckt, haben uns angeguckt, welche Kanzleien sind schon da, welche Arbeitsmöglichkeiten gibt es und so weiter.

00:22:03: Und dieser Freund, der Martin Horstkotter heißt, hat dann zu mir gesagt, also geh doch zur Treuhandanstalt, warum willst du in einer Kanzlei, da bist du jetzt schon, kannst doch im Bielefeld bleiben, sondern mach doch mal was anderes.

00:22:17: Mach mal was Spannendes, genau.

00:22:18: Und ich war damals eben gerade achtundzwanzig geworden.

00:22:21: Ich hatte keinen Mann, ich hatte keine Kinder.

00:22:23: Also ich war so, fand das irgendwie cool einfach, ne?

00:22:27: So mich, mich zu orientieren, ob ich nicht bei der Treuhandanschalt etwas machen könnte, was mir Sinn macht, als Studentenwohnheime zu bauen.

00:22:37: Also ist auch wichtig, aber...

00:22:40: Wie war dann so ein erster Tag bei der Treuhand?

00:22:44: Ja, der erste war, das war im September.

00:22:47: Einenundneunzig noch.

00:22:48: meine Erinnerung war wie bei allen anderen Kollegen sehr chaotisch.

00:22:53: Also die Büros waren nicht eingerichtet.

00:22:55: Eigentlich gab es keine Hierarchie.

00:22:57: Man wusste, wenn man endlich gefunden hatte, wo überhaupt das Büro war, in dem man sitzen sollte, identifizieren, wer war jetzt eigentlich der Chef und welche Aufgabe gab es und gibt es einen PC.

00:23:11: Also damals hieß das ja noch Computer.

00:23:13: Nein, gab es natürlich nicht.

00:23:15: Also alles, was ich im Bielefeld schon hatte, hatte ich am Alexanderplatz nicht.

00:23:19: Da war ich schon mal mäßig begeistert.

00:23:23: Es war auf der anderen Seite was total inspirierend, weil man spürte überall, es ist Aufbruch und jeder will irgendwie was erreichen.

00:23:32: will dazu beitragen, dass diese Wiedervereinigung auch umgesetzt wird.

00:23:37: Also das war, ich fand es wirklich sehr cool.

00:23:40: Und ich bin jetzt, ich rede jetzt von dem Alter, als ich achtundzwanzig sind, war, meine Kinder sind, die Älteren sind heute neunundzwanzig und einunddreißig.

00:23:48: Das heißt, ich würde auch sagen, ich habe von heute jetzt einen Blick darauf, dass man in dem Alter natürlich noch viel mehr so angesteckt wird von oh wow da ist jetzt also irgendwas ganz neues nicht unbedingt etwas welthistorisches das habe ich natürlich nicht überrissen aber etwas

00:24:05: was richtig

00:24:06: cool ist.

00:24:07: wie war das dann für dich?

00:24:08: also weil ich überlege was ihr dann mit altlasten vor allen Dingen gearbeitet.

00:24:12: was bedeutet das ist vielleicht für unser publikum.

00:24:15: Also Altlasten ist ein fest beschriebener Begriff in der Juristerei.

00:24:20: Das sind nur Bodenkontiminationen, die gefährlich sind.

00:24:25: Also ein kleiner Bereich aus dem großen Bereich des Umweltrechts.

00:24:29: Okay, also gegenseitig umzugucken, die Grundstücke, Liegenschaften zu gucken, dass man das wieder aufarbeitet, sodass man es dann verkaufen kann oder wie es ist.

00:24:41: Ne, wieder aufarbeiten.

00:24:42: Darum ging es nicht.

00:24:43: Es ging also tatsächlich nur darum abzuwenden, dass Menschen zu Schaden kommen.

00:24:49: Also, das ging jetzt nicht darum, da die Böden so sauber zu machen, dass man da Samen ziehen kann, sondern nur hier wird keiner mehr vergiftet, was der Fall war.

00:25:00: Wie alle wissen, die sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen.

00:25:04: Da war Frau Digmann ja eine, die sozusagen wirklich was sehr Sinnvolles.

00:25:09: dort entweder beseitigt hat, lassen hat oder entdecken ließ sozusagen.

00:25:16: Das war ja dann auch eine ganz wichtige positive Seite der Treuhand sicherlich damals.

00:25:22: Jetzt,

00:25:22: dann nehme ich das doch gleich auf.

00:25:24: Du als Ostdeutsche Sonja, wie hast du denn damals auf die Treuhand geblickt?

00:25:30: Weil heute sagst du, es gab positive und negative Seiten.

00:25:32: Wie hast du das damals gesehen?

00:25:35: Ich kann das jetzt auch nicht mehr so ganz jahresmäßig auseinanderhalten.

00:25:39: Also ich weiß nur noch, wenn wir dann irgendwann am Alex ausstiegen und die Treuhand üben, Alexander platzt die große Leuchtriklamesahne, wurde uns nicht angenehm zum Mute, weil ich weiß auch nicht mehr, ich hatte zum Beispiel auch, man hatte ja dann im Umfeld jeder Sprach.

00:25:57: dass eben dieser Zauber, dieser Traum, selbst von denen, die jetzt nicht unbedingt in den Westen wollten oder die Mauer einreißen wollten, selbst die hatten ja dann doch auch diese Hoffnung, diese Traum, diesen Zauber jetzt.

00:26:11: Also ich kenne welche, die sagten, hey, Jetzt können wir endlich unseren Freis Betrieb auf Vordermann bringen.

00:26:17: Jetzt haben wir, können wir im Westen kriegen wir Material, die haben alles, also so diese Utopien, die dann auf der anderen Seite in Richtung Kapitalismus blüten und die dann eingehen, weil eben die Treuhand oder, das würde mich auch mal jetzt wirklich privat interessieren jetzt so, oder auch durch lobbyistische Einflüsse bei der Treuhand, die eben die Fabriken Nur nach profitabelem Gesichtspunkt, nicht nach gesundungs- oder krankheitsschädigend, sondern eben nur nach profitabel oder nicht profitabel.

00:26:48: und wir haben schon Sie-Mens, da brauchen wir doch keine Nähmaschinenfabrik oder keine Lügelfabrik oder so im Osten oder Henkel oder so, macht ja seine oder wer war das, Spä, also Waschmittel und so.

00:27:00: Also wir empfanden dann, die empfanden dann, ich ja gar nicht mal, ging es eigentlich ja mit mir links gut vorwärts.

00:27:08: Aber viele empfanden ja plötzlich das Gegenteil.

00:27:11: Also meine Nachbarin, immer eine Honika-Hasserin, eine SED-Sonja, wie kannst du da drin sein?

00:27:17: und so.

00:27:18: Die schwärmt heute davon.

00:27:20: Und die halt natürlich sind immer alles individuelle Biografien.

00:27:23: Und das dauerte gar nicht lange.

00:27:25: Da war die entlassen.

00:27:27: Ja, sagt sich, ich krieg hier mein, mein Sozialgeld.

00:27:29: Für die Wessis ist das normal.

00:27:31: Die leben damit seit, seit ihres Lebens.

00:27:34: Das Man auch mal arbeitslos ist, dass man auch mal ein bisschen so, also dann macht man eben wieder was Neues.

00:27:40: Das kannten wir ja überhaupt nicht, das wurde ja auch in der Ideologie verdammt.

00:27:44: Dann geben wir das nämlich gleich mal an der Stelle weiter, weil ich habe mir auch gedacht, weil jetzt in der Recherche das Andenken oder das Ansinnen vor der Treuhand war, wurde ja am Anfang gesagt, dass das Volkseigentum so Das sollte ja an die Bürgerinnen zunächst gehen.

00:28:03: Das war ja erst das Ansinnen, sozusagen dieses Volkseigentum zu bewahren.

00:28:07: Und dann ist es ja doch die Privatisierung geworden.

00:28:12: Wie würdest du denn sollen ja jetzt Antworten auf mehrere Perspektive diese gesagt haben?

00:28:17: Hast du das da auch gespürt am Anfang?

00:28:19: Weil ich meine, war es ja auch eine andere Abteilung.

00:28:22: Also zum einen ist es ja so, dass die Treuhandanstalt, wie wir alle wissen, von Modro im Wesentlichen initiiert wurde und vom runden Tisch und dass auch in der Treuhandanstalt gerade am Anfang sehr viele, wie wir sie so genannt haben, rote Socken saßen.

00:28:37: Also es war ja nicht so, dass die Treuhandanstalt gerade in ersten und zweiten Jahr von Wessis besetzt sei im Gegenteil.

00:28:45: Das zweite, was ja so dieser persönliche Aspekt Natürlich kannten die Wessis die Tatsache, dass man auch mal arbeitslos wird, aber das war ja nicht etwas, was irgendjemand gut fand.

00:28:59: Also zum Beispiel ich in Ostfestfallen, wir hatten eben eine große Nähmaschinenindustrie, um das nur mal gerade einflechten zu lassen.

00:29:06: Und im Zuge der Industrialisierung sind alle Näraufträge nach Vietnam gegangen und alle Näherinnen haben Tausend Demak in die Hand gedrückt gekriegt und waren ihren Job los.

00:29:16: Also Tausend Demak ist jetzt auch nicht wahnsinnig viel für einen Frauenarbeitsplatz.

00:29:23: Darüber war niemand begeistert.

00:29:24: Es gab eben keine Adressaten von Wut oder Ärger, deswegen haben die Frauen das wahrscheinlich runtergeschluckt oder Ich weiß es nicht was gemacht, aber es war jetzt nicht so, dass der im Westen praktisch der nächste gut bezahlte Job an der Ecke auf einen wartete, sondern ich würde sagen, im Westen waren die Arbeitnehmer, davon rede ich jetzt nur, so ein bisschen daran gewöhnt, dass der Kapitalismus eben harte Seiten hat.

00:29:53: und nicht nur alle sind reich, sondern es gibt eben Schicksale, die auch daran zu brechen im goldenen Westen.

00:30:04: Wenn man jetzt so Theo Weigl hört oder so, die ja jetzt im Nachgang sagen, naja, es gab ja keine Blaupause.

00:30:10: Sowas ist ja noch nie passiert.

00:30:12: Und gerade als Treuhand hat man dann eigentlich so ein bisschen ins Blaue reingearbeitet, wir sind gewirtschaftet und geguckt.

00:30:19: Wie macht man das?

00:30:19: So hast du ja auch gesagt.

00:30:20: Am Anfang war ja noch gar nichts wirklich da an Strukturen.

00:30:22: Das hat das gerade für mich auch so ein bisschen versinnbildlich.

00:30:25: Wie hat man das in der Arbeit auch gemerkt?

00:30:28: Weil muss denn ihr dann erst Sachen entwickeln, erst rausfinden?

00:30:31: Was machen wir denn da drüben jetzt?

00:30:33: Was machen wir mit den Betrieben?

00:30:35: Wie habt ihr eure Arbeit dann strukturiert?

00:30:38: Also ich würde mal so sagen, es gab ja rechtlichen Boden.

00:30:44: Wir haben ja durch die Wiedervereinigung unsere Gesetze auch in der DDR gehabt.

00:30:50: Das heißt, im Luftleerenraum, das würde ich nur nicht sagen, dass man im Luftleerenraum agiert hat, es war eher eine Frage, wie setze ich geltendes Recht um, wenn die Strukturen nicht da sind?

00:31:02: Also beispielsweise, wenn in den neuen Ministerien oder umbenannten Ministerien eben ganz andere Arbeitsabläufe sind, Aktenführung, Begriffe, aber natürlich auch Ziele, dann ist die Implementierung von geltendem Recht das Schwierige, nämlich wie schaffe ich es, einen abstrakten Begriff, nehmen wir mal Altlast, in der Umweltschutzbehörde Sämpftenberg so zu implementieren, dass dort auch gewusst wird, was verstehen wir denn unter Altlasten?

00:31:35: Also das ist eine Umsetzungsfrage gewesen, nicht unbedingt, tatsächlich, wir erfinden jetzt alles neu, die Rahmenbedingungen gab es.

00:31:45: Hast du gerade Selbstmärk gesagt, weil, weil du wusstest, dass ich da herkomme und es ist jetzt ein lustiger Zufall.

00:31:51: Ich bin dann tatsächlich groß geworden.

00:31:53: Also was mich immer noch interessiert ist, ist trotzdem, es gab ja keine Blaubhäuse, die setzt man das jetzt um.

00:31:57: Es gab einen rechtlichen Rahmen, aber es musste ja irgendwie so eine Strategie gefunden werden, wie, was macht man da jetzt, wie geht man mit diesen Betrieben um?

00:32:04: Dann gibt es ja diese, ne, dann wurden ja Betriebe geschätzt aus verschiedenen Ebenen, wo dann gesagt wurde, eigentlich waren die viel höher bemessen und dann sind die Betriebe aber auch für weniger Geld rausgegangen.

00:32:16: Theo Weigel hat auch so einen Punkt.

00:32:18: oder war das, ich habe eine Reportage gesehen, da hat jemand gesagt, na ja, Es gab, also doch, es war Theo Weigel, der damals zum Beispiel auch durchgesetzt hat, dass alle Leute, die in der Treuhand arbeiten, nicht zur Verantwortung gezogen werden können für Fehler, die dort passieren.

00:32:35: Man glaubst du im Nachgang, das war ein Fehler?

00:32:38: Also das würde ich mal sagen, ist ja inzwischen absolut üblich.

00:32:42: Also die D&O-Versicherung in jedem Unternehmen decken jeden Mitarbeiter Ab dafür, dass er unsinn macht, also es sei denn, es ist vorsätzlich.

00:32:52: Ich höre das das erste Mal, dass wir angeblich für nichts gehaftet hätten, was wir getan hätten.

00:32:58: Ich persönlich habe auch eine gegenteilige Erfahrung gemacht.

00:33:01: Ich bin mal von einem Privatisierer, also ich sage mal unter uns, ans Bein gepinkelt worden wegen etwas, was ich angeblich falsch gemacht hätte.

00:33:09: Da musste ich einen Tag später meinen Schreibtisch räumen und erstmal kleine Brötchen backen zu Hause, bis das aufgeklärt war.

00:33:17: Das weiß ich jetzt nicht, ob Theo Weigel das gesagt hat, aber was ich sagen kann, ist, dass wir nicht das Gefühl hatten, wir können hier machen, was wir wollen, wir werden nicht zur Verantwortung gezogen.

00:33:29: Das glaube ich nicht.

00:33:30: Es sei denn, jemand handelt kriminell.

00:33:32: Okay, davor ist man natürlich nirgendwo geschützt, dass sich jemand überlegt, wie er da mit dem, was er weiß oder kann oder macht, seinen eigenen Vorteil erreicht.

00:33:43: Gibt es aber in jedem anderen Unternehmen auch.

00:33:46: Weil ein anderer Punkt war da nämlich auf zum Beispiel, dass die die Treuhand eigentlich damals gar nicht die Strukturen hatte, um jeden Deal sozusagen zu kontrollieren.

00:33:56: Also wer kauft da mit welchem Geschäftsmodell?

00:33:59: Also ist da viel auch so durchgegangen, ohne dass man das richtig wusste.

00:34:03: Es gab da ein, ich guck mal ob ich es direkt finde, Einfall Rotmann.

00:34:08: Der hat die WBB, Wärmeanlagenbau Berlin.

00:34:13: Das war eigentlich ein profitabeles Unternehmen.

00:34:16: Und der hat es für den günstigeren Preis gekauft.

00:34:19: Das hätte alles weiter funktionieren können, aber er hat angefangen das auszuspalten und hat dann Kredite nach Lichtenstein oder der die Schweiz gegeben, hat dann gesagt, ah, also so lange bis dieser WBB nicht mehr zahlungsfähig war und dann hat er es alles verkauft und hat sich so ins Ausland abgesetzt.

00:34:37: Jahre später wurde dann aufgegriffen und wurde dann verurteilt, also für Betrug und so.

00:34:45: Und der Rotbein war jetzt keiner vor der Treuhand, sondern das war jemand, der das gekauft hat.

00:34:49: War das schon so, dass die Strukturen damals, also ich habe das Gefühl ja auch mit der Polizei oder so, dass die Strukturen halt so auch ein bisschen halt am Limit gearbeitet, über ihre Strukturen hinaus, dass es sowas gar nicht leisten konnte?

00:35:03: Ich will mal so sagen, ich bin ja mehr oder weniger vier Jahre dort gewesen.

00:35:07: Also ich bin bekommen im Sommer einundneunzig und ich bin plus minus Sommer neunzig gegangen.

00:35:13: In der Zeit hat sich die Treuhandanstalt ja personell und organisatorisch sehr entwickelt, nach oben entwickelt.

00:35:19: Ich weiß es nicht.

00:35:20: Ich glaube, fünftausend Mitarbeiter zum Schluss, aber nur in der Zentrale.

00:35:24: Wir hatten ja Praktisch eine Dachorganisation, die Treuer- und Anstaltzentrale.

00:35:29: Und dann hatten wir Niederlassungen in verschiedenen Bundesländern, mal drei, mal vier, ich weiß nicht, was es war in der Zahl.

00:35:37: Und die Niederlassungen bearbeiteten sozusagen die kleinen Fälle.

00:35:41: Und die kleinen oder großen Fälle richteten sich nach meiner Erinnerung nach der D-Mark Abschlussbilanz.

00:35:46: Das heißt, die Unternehmen hatten alle zu einem bestimmten Stichtag, ihr Vermögen zu bewerten.

00:35:53: Das war sehr schwierig unter anderem, weil ich weiß es nicht.

00:35:57: Also ich glaube, im Ergebnis hieß es dann, die Bewertung waren fünfmal so hoch oder viermal so hoch.

00:36:02: Also jedenfalls waren höher als die realen Werte.

00:36:06: Und aber nach dieser D-Mark Abschlussbilanz wurde dann praktisch zugewiesen, ist das so groß, dass es die Zentrale macht?

00:36:12: Oder ist es so klein, dass es eine der Niederlassungen machen kann?

00:36:16: Und die Niederlassung hat eine eigene Direktoren und Themes und Da sind, glaube ich, auch die meisten Fehler passiert.

00:36:24: Wir hatten ja eine internere Vision, also praktisch die interne Staatsanwaltschaft, die sich um solche Fälle kümmerte.

00:36:31: Und ich habe mal irgendeine Statistik gelesen, also ich meine, die meisten Fälle sind in den Niederlassungen passiert.

00:36:41: Das bedeutet aber vermutlich auch, dass es finanziell und personell auch etwas weniger relevant ist, als wenn jetzt einer der Diverften oder Leuna oder Buna oder so mit so etwas befasst gewesen wären.

00:36:57: Also insgesamt würde ich mal sagen, wir waren wahnsinnig am Limit, auch überfordert sicherlich in bestimmten Bereichen mengenmäßig, aber es ist viel getan worden, um das abzufangen mit Beratern.

00:37:09: Also ich hatte bei mir im Direktorat in den Spitzenzeiten, ich glaube, zwanzig Kanzleien, die für mich gearbeitet haben und viele Beratungsfirmen wie Fraser oder so, die ihre Mitarbeiter an uns ausgeliehen hatten und auch einzelne Juristen.

00:37:26: Also beispielsweise hatte ich einen Mitarbeiter, der war freigestellter Regierungsbeamter aus Süddeutschland und hat ja irgendwie eine Unternehmen restituiert bekommen in Köpenick und er ist dann einmal in der Woche einen Tag zu mir gekommen und hat Widerspruchbescheide geschrieben.

00:37:40: Praktisch als Abfang von Spitzen der Arbeitsbelastung, also eben schon versucht, praktisch dieser Arbeit herzuwerden, auch mit externen.

00:37:52: Ich finde, das ist so für mich jetzt gefühlt, so symbolhaft.

00:37:56: Ich glaube, man darf das alles auch nicht so sehr moralisch bewerten.

00:37:59: Ich habe oft gesagt, Leute, die können ja und extra für, die machen ihren Job.

00:38:03: Aber das ist eben, wie nimmt man das selber wahr, wenn man aus dem Osten kommt und dann wird da auch schnell auch unter Druck und ein, ich weiß gar nicht, welcher westdeutsche Politiker letztlich noch sagte, es war ein Grundführer, dass wir es dem Finanzministerium in Beigel unterstellt haben, nichts gegen Beigel.

00:38:24: Aber es hätte der Wirtschaftsminister übernehmen müssen.

00:38:27: Möglicherweise wäre da noch andere Entscheidungen getroffen, die nicht nur aus finanziellen oder solchen Gründen, sondern aber auch jetzt, was uns eben ja auch eben sehr, was wir empfunden haben, dass wir die Ostfabriken, die Ostarbeiter der Osten sozusagen nicht aus der persönlichen Aroganz heraus, sondern aus der ganz teilweise verständlichen marktwirtschaftlichen Sicht, Rangeht und sozusagen verkauft und verkauft.

00:39:04: Ich weiß noch, diese eine Fabrik, die ja ewig durch die Medien ging, die ihn bei Out machen wurde, wo die Bürger, wo die Mitarbeiter ihr eigenes bisschen Geld, was sie inzwischen hatten, als Westgeld, reingebracht haben, um dieses Unternehmen zu erhalten.

00:39:17: Und die Deutsche Bank und alle Banken eben nicht bereit waren, diese Art von Unternehmen zu akzeptieren, weil es muss ja nach bundesdeutschen Regeln, die durchaus auch verständlich sind und so für den Westen, für die Entwicklungszeit damals.

00:39:35: Und wir waren aber neu, die nicht bereit waren, nach den bundesdeutschen Regeln einen Vorstand zu akzeptieren, der aus vier Leuten besteht oder so.

00:39:43: Es kann nur einer haftbar sein oder ich kann es jetzt nicht genau sagen, ließe sich nachvollziehen in Medien und Fernsehen und TV und Rundfunk.

00:39:52: Also die konnten ihren Betrieb nicht erhalten, obwohl sie ihr letztes bisschen Geld dafür gegeben haben, weil sie arbeiten wollten.

00:39:59: Und diese Sensibilität Dieses andere Gucken als auf ein ganz normales, in vierzig Jahren westdeutsch-entwickelndes, möglicherweise nun nicht mehr wettbewerbsfähiges Unternehmen, das jetzt ins Insolvenz geht, es eben nicht nur so zu betrachten, sondern die Ostbetriebe in ihrer, wo sie herkommen, was sie wollen, was sie können und ich sage mal eine Chance zu geben.

00:40:28: vielleicht fünfzehn Jahre oder so, um zu zeigen, wir sind noch wegbewerbsfähig und vielleicht sogar jetzt noch besser, weil wir andere Materialien kaufen können.

00:40:37: Sondern ich glaube, die Frage ist klar.

00:40:39: Ich glaube, die Frage ist klar.

00:40:40: Geben wir die mal weiter.

00:40:42: Ich habe da nämlich auch noch so ein Beispiel gefunden.

00:40:44: Also ich glaube, das passt da ganz gut.

00:40:45: Die DKK Schafenstein, die haben Kühlschreck gehergestellt.

00:40:51: Bei denen war das zum Beispiel auch so, dass die mit Greenpeace zusammen überlegt haben okay was können wir dann machen um diesen betrieb zu erhalten?

00:40:59: bei die kühlschränke.

00:40:59: die waren super und haben gut funktioniert.

00:41:02: dann haben sie aber einen kühlschrank auf den mark gebracht der umweltfreundlich war der nicht mehr dieses giftige gas und sowas mit alles mit drin hatte.

00:41:11: Und da gab es zum Beispiel dann so auf Lobbybetreiben von Miele und Kohne, den großen Konkurrentinnen aus dem Westen, so schreiben an die Ministerien und da wurde dann Druck gemacht, dass die verkauft wurden, obwohl diese Kühlschränke jetzt zum Beispiel Standard sind.

00:41:26: Und das ist, glaube ich, sowas, was Ostdeutscher halt dann negativ aufstößt.

00:41:31: Also kannst du das nachvollziehen und kannst du das aus den, vielleicht aus den Logiken, die es damals gab, auch verstehen?

00:41:37: Also, ich meine, Kühlschränke, Miele kommt nur aus Bielefeld, da kann ich natürlich wieder aus Patriotismus wenig zu sagen, aber na ja, Gütersloh ist nicht Bielefeld.

00:41:46: Also, ich möchte vorher noch einen Punkt zu Wirtschaftsministerium, Finanzministerium sagen.

00:41:50: Also, wir sind mit Nichten vom Finanzministerium regiert worden, sondern unser Oberster Chef war das Bundeskanzleramt.

00:41:58: Also, das war im Prinzip herkohl.

00:42:00: Punkt.

00:42:02: Und alles, was wir ab... zu Nikken hatten und das war eine Menge.

00:42:06: Also ich bin, ich gab es ja, wie wir alle wissen, noch kein Netz.

00:42:09: Das heißt, ich bin mit meinen Akten hin und wieder nach Bonn geflogen und musste mir da meine OK holen.

00:42:15: Alles, was wirklich relevant war, das ging zum Bundeskanzleramt.

00:42:19: Also im BMF hatten wir schon unsere Ansprechpartner und mussten, sagen wir mal, bestimmte Sachen abnicken lassen.

00:42:26: Aber am Ende hat der Bundeskanzler entschieden.

00:42:29: Punkt.

00:42:29: Also alles und sein Ministerium.

00:42:32: Das heißt, wenn das das Wirtschaftsministerium gemacht hätte, wäre es anders gelaufen, da muss ich sagen, das ist einfach klar, mit Nein zu beantworten.

00:42:41: So, nachvollziehen kann ich das natürlich als Mensch.

00:42:44: Selbstverständlich kann ich das nachvollziehen, dass wenn man jetzt nach fünfzehn Jahren feststellt, ein Produkt, das man damals erstellen wollte, ist heute erfolgreich und damals ist ein Unternehmen pleite gegangen, weil es die Kredite nicht bekommen hat.

00:42:59: Natürlich kann ich die menschliche Entsteuischung nachvollziehen.

00:43:02: Nun kenne ich auf den Fall nicht.

00:43:03: Das ist ja auch inhaltlich gar nicht.

00:43:05: sozusagen war das wirklich so.

00:43:07: Stand das Konzept, stand das Konzept nicht, wurden keine Kredite gewährt aus welchem Grund.

00:43:11: Vermutlich hatte das ja einen Grund, also einen wirtschaftlichen Grund, dass irgendwie das kann ich nicht beurteilen.

00:43:18: Selbstverständlich kann ich das menschlich nachvollziehen, wie enttäuschend das ist.

00:43:22: Wenn man denkt, man hat also den Fuß in einer Tür, in die Zukunft des Kapitalismus.

00:43:28: Und dann wird einem die Tür vor der Nase zugeschlagen.

00:43:30: Das ist natürlich maximal enttäuschend.

00:43:35: Andererseits muss ich wirklich auch sagen, ich habe genug gesehen von der Ostwirtschaft.

00:43:40: Ich habe in vielen Unternehmen persönlich gestanden, um sagen zu können, vieles war einfach ganz wenig wert.

00:43:47: Das ist unter menschlichen Aspekten traurig, aber wirtschaftlich war es einfach so.

00:43:53: Da beißt die Maus keinen Faden ab.

00:43:57: Na ja, was wir kritisieren, sind ja solche Beispiele eben.

00:44:01: Und auch Lobbyismus, also wir müssen uns da, glaube ich, beide nichts vormachen.

00:44:05: Die Firmen Einfluss nehmen, also kann Görlitz da, hat eine Firma gearbeitet, wir ist jetzt nicht mit Schweden zusammen.

00:44:14: Und dann meldeten die sich nicht, das war schon auch Anfang neunzig, da war Vereinigung noch gar nicht, aber war schon bekannt, dass wir es vereinigt werden.

00:44:23: Und da meldete sich der bei dem Schwedensachtbaum, Hier, was ist denn los?

00:44:27: Ihr meldet euch gar nicht, Aufträge und so weiter.

00:44:30: Ja, wie ich so sagte, ihr werdet doch von der Westfirma übernommen.

00:44:34: Das machen wir jetzt schon eine Weile mit der Westfirma.

00:44:36: Die bespricht mit uns das alles.

00:44:38: Also das wussten die schon, bevor überhaupt die Vereinigung und die Treuerhand da war.

00:44:42: Ja, dass man also wenig vergleichsweise wenig Chancen hatte.

00:44:46: Aber Sonja, da ist ja eh noch mal spannend, weil du bist ja tatsächlich dann, also du hast ja was ja auf der anderen Seite.

00:44:53: Du bist ja dann in den Westen gegangen und hast ja dann für die Telekom als Sprecherin gearbeitet und sozusagen den Aufbau Ost, das hast du ja dann mit verantwortet.

00:45:02: Also du hast dir das Endprodukt dann gesehen, du musstest es ja damit strukturieren im Osten.

00:45:07: Wie hast du das denn wahrgenommen?

00:45:09: dann in dieser Firma auf der anderen Seite, die das dann Ja, die dann sozusagen im Osten da was aufgebaut hat.

00:45:16: Ja, zunächst war es ja wirklich sieben Jahre Programmaufbau Ost und es wurden Fernmelde, Ämter gebildet, es wurde gebaut, Vermittlungsstellen, OMS, es wurden von DDR, hatte ja Entwicklungs-Landniveau, was Telekommunikation betraf.

00:45:33: Jeder zehnte nur hatte ein Telefon oder einen Zugang manchmal mit ein paar anderen noch zusammen im Haus und das war ja eine enorme positive Entwicklung.

00:45:43: Also insofern war ich bei einem Unternehmen zufälligerweise oder auch mit ein bisschen einem Engagement, aber zufällig dort gelandet beim Vorstand auf Bau Ost der deutschen Telekom AG, die dann Ja, Aufbauheit leistete und da kann es nichts Schöneres geben, also wie viel Vermittlungsstellen ich mit den Presseleuten in Betrieb genommen habe oder Berichte oder Pressekonferenzen, die im Osten stattfanden, die waren positiv besetzt, ganz eindeutig.

00:46:12: Und insofern war das, ich würde sagen, meine schönste Arbeitszeit, vor allen Dingen die ersten sieben Jahre nach der Wende.

00:46:20: Da würde ich gerne reingreischen, weil du hast gesagt, du bist ja bis zum Ende sozusagen Sozialistin geblieben und bist dann aber auch ja Als Sozialistin, das hast du auch immer gesagt.

00:46:29: Und wie war das denn, so ein Unternehmen zu gehen?

00:46:31: Und wie Ostdeutschen, sind ja auch immer schnell mit, ja, wenn da halt irgendwie, ich fühle mich immer noch schlecht.

00:46:37: Ich wohne immer noch in Leipzig, weil ich nicht so ganz trennen kann davon.

00:46:42: Ich

00:46:43: war von heute auf morgen plötzlich in einem Vorstand eines großen Unternehmens, das auf dem Wege zur Privatisierung war.

00:46:51: Also dann auch, dass ein Dachsunternehmen wurde.

00:46:58: Ich hatte einen westdeutschen Arbeitskollegen aus Bremen.

00:47:02: Der ist heute noch einer meiner besten, ernsthaft guten, besten Freunde.

00:47:07: Knut hat dann, zu mir, zu mir sagt, jetzt scheinst du so ein bisschen deine Trauma oder so abgelegt zu haben.

00:47:15: Du lachst ja viel öfter wieder tagsüber.

00:47:18: Also ich habe vier Jahre auch, dann würde ich sagen, da habe ich darüber nachgedacht und da hatte er recht.

00:47:23: Ich habe mich vier Jahre lang damit rumgeschleppt, bin ich ein Wenderhals oder nicht?

00:47:28: Wo fängt Wenderhals an, ja?

00:47:30: Also wenn du nicht in den Westen willst und zwei Tage nicht schlafen kannst bei Nächte, weil du da jetzt Kapitalist leben sollst.

00:47:38: Und ich wusste ja auch um die Unterschiede.

00:47:40: Ich wusste auch nicht, was wird mit mir und so weiter.

00:47:43: Aber auch um viele andere, denen es dann schlecht ging.

00:47:46: Und plötzlich ging es mir gut.

00:47:47: Ich habe ein Haufen Geld verdient.

00:47:50: Arbeiten, ich.

00:47:52: natürlich gab es Regeln und könnt auch über Differenziertheiten und unmögliche Dinge erzählen.

00:47:57: Das ist aber das Wesen war ein wirklich positives.

00:48:01: Und da habe ich zum Beispiel dann auch erlebt, dass all die Chefs, die aus dem Westen kamen und in Niederlassungen in Berlin eingesetzt wurden, die haben es, ich sage es jetzt mal ein bisschen gehässig, im Westen nicht geschafft, Niederlassungsleiter zu werden und dann sollten die im Osten in einem Chaos sozusagen in kurzer Zeit eine moderne Telekommunikation aufbauen und strukturieren und managen können.

00:48:26: Das konnten viele nicht.

00:48:28: Und weil sie eben auch nur ihre Regeln kannten und ihr stetig so und die sind dann zum Glück auch wieder ausgetauscht worden.

00:48:34: Das war dann eben auch etwas Positives, wo ich dann erleben konnte.

00:48:37: Aha, also da.

00:48:40: ist man sozusagen, da macht man nicht nur Lobby, der ist ein Westberliner oder ein Münsterer, der bleibt der Chef und die Aussie ist raus.

00:48:48: Nein, man hat wieder Ostleute eingesetzt, weil die mehr wussten auch von der Lage dort und mehr konnten in diesem Zusammenhang.

00:48:56: Und auch bereit waren, das wurde, man sagte, neu zu lernen.

00:48:59: Also für mich war das eigentlich im Wesen eine positive Zeit und ich muss noch was dazu ergänzen.

00:49:05: Gerade ich habe dort Das erste Mal ja fast nur CDU-Kollegen gehabt, Chefs.

00:49:14: Und ich habe dort wirklich, welchen fast schwer zu sagen ist, aber wahr, in Ahnung bekommen, was Demokratie sein könnte.

00:49:24: Und habe plötzlich mir vorgestellt, wir hätten es umgekehrt getan.

00:49:28: Wir hätten den Westen übernommen.

00:49:30: Und ich würde heute schwören oder damals, und da stehe ich eigentlich auch jetzt noch dazu, Unser damaliger, ich kannte, der war ein CDU-Minister des Postenfernwesens und der eigentliche Macher war der Staatssekretär, der war SED.

00:49:46: Und ich würde wetten, niemals wäre in so eine Ebene, die ich gekommen bin, von Anfang an, obwohl ich jedem sage, ich bin Sozialistin, haben nämlich eine Sätze in höheren Führungsfunktionen und haben mich verantwortlich handeln lassen.

00:50:02: Also auf einer einfacheren Ebene, aber es war schon im höheren Dienst.

00:50:08: Ich glaube, er hätte keinen Staatssekretär, einen CDU-Mann da so einfach eingesetzt.

00:50:14: Das möchte ich direkt rüber geben.

00:50:15: zu Sonja, weil du hast gerade mehrere Themen aufgemacht.

00:50:18: Zum einen, diese eine Thematik von, hast du denn dieses, was Sonja gerade geschildert hatte, so die ersten Jahre, dass man auf dieses Wie war da die Zusammenarbeit aus deiner Perspektive mit Ostdeutsch und auch innerhalb der Treuhand?

00:50:32: Die mussten wahrscheinlich nochmal ganz andere Perspektive, also von ihnen und die Negativität, die diese Institution mit sich gebracht hat dann.

00:50:41: Wie hast du das bei deinen Kollegen wahrgenommen?

00:50:43: Und dann zum anderen hast du ja auch Erfahrung und ihr seid ja beide junge Frauen in diesem Business gewesen, ne?

00:50:49: Du hast mir auch so eine Geschichte erzählt, wo du gesagt hast, naja, man hat schon gemerkt, wer dich dann dahin gekommen hat, wie sind die mit einem so umgegangen, ne?

00:50:56: Und das, glaube ich, werden ganz guter Gegenwohl zu der letzten Bescheid, die du gerade erzählt hast.

00:51:00: Magst du da mal kurz einbegeben?

00:51:02: Ja, also zum einen zusammenarbeiten mit ostdeutschen Kollegen.

00:51:06: Das muss man ein bisschen differenzieren.

00:51:08: Also es gab natürlich, hatte ich eben schon erwähnt, die sogenannten roten Socken.

00:51:12: Die waren ja in der Regel mindestens zwanzig Jahre älter als ich und hatten in der DDR irgendwie eine Funktion gehabt und hatten es geschafft, sich praktisch in diese Treuhand rüber zu retten, sage ich jetzt mal, so ein bisschen böse.

00:51:25: Das war ja eigentlich nicht gewollt.

00:51:27: Die Treuhand hatte ja die Regel ausgegeben, wir möchten Demokraten haben.

00:51:31: Und jeder, der eine SED-Akte hat, der geht wieder.

00:51:34: Das war klarerweise und ich sag noch was.

00:51:36: Für mich begann, wenn ich jetzt mal einen Film zitieren darf, für mich teilweise das feindliche Ausland auf dem Flur.

00:51:44: Weil ich nicht wusste, ob die Leute, mit denen ich zusammen arbeite, nicht irgendwas weiter tragen, was ich gerade mache.

00:51:51: Oder ich hatte zum Beispiel eine Sekretärin, deren Mann war Minister.

00:51:55: Da habe ich mich aber gehütet, bestimmte Sachen zum Tippen zu geben.

00:51:59: Die hat dann jemand anders gekriegt oder irgendetwas auch nur verlauten zu lassen.

00:52:04: Die Privatisierung, Pipapo.

00:52:06: wird jetzt so und so.

00:52:07: Das war nicht so ganz einfach, ne?

00:52:09: Also, sagen wir mal, es gab eben einmal die so, ich sag jetzt mal im weitesten Sinne Altkader, dann gab es die Techniker, die war uns praktisch alle aus dem Osten kamen, jemals am Anfang, die waren super ausgebildet, super, super, super, weil die Naturwissenschaften waren ja, das ist ja nicht systemgebunden, das konnten die und deswegen konnten wir die auch ohne zu zögern einstellen.

00:52:31: und da kann man ja auch, sagen wir mal, Ideal, wenig falsch machen, Gutachten sagt eben A oder B oder C, zack, so ist das.

00:52:38: Und dann hatte ich eine Praktikantin aus dem Osten, Dunja Stahmer, die war auch superblitzgeschalt, aber die war eben so jung, dass sie diese DDR-Sozialisierung hinter sich lassen konnte und einfach, die hat geknechtet wie alle anderen auch.

00:52:54: Während ich auch Leute hatte aus dem Osten, die jetzt nicht Techniker waren, Die mich richtig haben auflaufen lassen mit, wenn ich eben um neun mein Büro trat.

00:53:05: Guten Morgen, saßen da schon alle, hatten zwei Stunden Kaffee getrunken, weil man das in der DDR so machte und haben so gesagt, also jetzt lassen wir hier mal diese junge Frau jeden Morgen wieder auflaufen mit unserem kollektiven Guten Morgen.

00:53:19: Da musste ich eben also hart durchgreifen, habe ich auch gemacht natürlich.

00:53:24: Hart, indem ich sage, das passiert dir nicht.

00:53:26: Ihr könnt hier gerne zwei Stunden Kaffee trinken, aber die Arbeit wird erledigt und wer um fünf noch nicht fertig ist, bleibt bis sieben.

00:53:33: Also, aber dazu musst du vielleicht noch sagen, weil ich hab das aus einem Interview von dir gehört, dass du dann um neun gekommen bist und die an der DDR war schon um sieben da.

00:53:41: und dann haben sie doch mit der Mahlzeit immer gesagt, oder?

00:53:44: Du warst immer irritiert.

00:53:45: Warum?

00:53:45: Warum Mahlzeit?

00:53:47: Ich habe diese Sendung nämlich auf und vor, die mir angeguckt und hatte auch genau diesen Satz, da dachte ich, siehste, da will ich heute sie mal fragen, weil das empfinde ich auch heute noch, sie sagte dann, war mir doch dann egal, ich bin gekommen wie ich kannte.

00:54:02: Seid ihr nicht ins Gespräch gekommen damit?

00:54:04: Hast du mit denen geredet?

00:54:05: Aber ich war

00:54:05: noch vorgesetzter.

00:54:06: Na ist doch egal.

00:54:07: Nein, nein, nein.

00:54:08: Das ist, wenn ich ja in der DDR vielleicht, aber bei uns gibt es eben eine bestimmte Struktur, die funktioniert, die ich so kannte und die lautet.

00:54:17: Man macht, was der Chef sagt.

00:54:18: Und wenn der Chef sagt, er kommt um neun und ich sage, okay, ihr dürft auch um sieben kommen, dann macht halt zwei Stunden Frühstück, dann ist das ein Zugeständnis.

00:54:29: Aber ich diskutiere dann doch nicht mit meinen Mitarbeitern, ob sie vielleicht schon um sieben kommen und dafür um eins gehen.

00:54:35: Das ist doch absurd.

00:54:36: Ich habe gesagt, ich bin von dann bis dann da.

00:54:39: Und die Besprechungen, die ich mache, die finden in der Zeit statt, in der ich da bin.

00:54:44: Und ich komme nicht um sieben, nur weil früher das so war, dass alle um sieben am Schreibtisch saßen.

00:54:49: Naja, das war sicher auch, wir hatten ja sehr viele Kinder, auch in jungen Zeiten schon, in jungen Jahren.

00:54:54: Und die ging zur Schule, da war man munter und...

00:54:58: Das ist das erste Mal, was eine kleinteilige Situation, die glaube ich noch mit diesen Systemen zeigen und glaube ich auch ganz gut aufzeigen, was für... Nee, für kulturelle Anmehrung ist erst mal passieren musste in den ersten Jahren.

00:55:12: Aber Sonja, bei dir war es ja auch, du hast ja auch gesagt, du warst ja dann eine Westdeutsch, also du hast ja die Vossi-Perspektive und bist ja dann zurückgekommen in den Osten, um dann die Fernverbindungsanlagen und so, das alles mit aufzubauen.

00:55:26: Und da hast du aber auch... schon, glaube ich, wenn ich mich im Vorgespräch, also wir haben vorhin nur kurz xylophoniert, dran erinnert, dann hast du auch gesagt, naja, wenn du so mit alten SED-Kadern gesprochen hast, die haben dich auch versucht auszutricksen oder nicht immer die Wahrheit gesagt, hast du nicht auch solche Geschichten erzählt?

00:55:47: Also ich bin eben in einem tiefen Winter mal mit dem Zug nach Thüringen gefahren und habe mir einen Pelzmantel gekauft.

00:55:54: vorher, weil ich ihn einfach... wusste, es wird kalt, der Zug ist nicht geheizt.

00:55:59: Ich sitze da in wahrscheinlich ungeheizten Büros und bin eben von diesen dort agierenden SED-Kardern also ziemlich unfreundlich empfangen worden.

00:56:11: und dann habe dann gesagt, okay, dann macht der Anwalt, mit dem ich da bin, der macht die Besprechung und ich setze mich nach draußen und warte bis er fertig ist.

00:56:21: Also da habe ich praktisch nicht so richtig verstanden, dass ein Pelzmantel Trotz des russischen Brudervolkes ein bestimmtes Signal ausstrahlt.

00:56:30: Und die haben dann gedacht, diese junge Frau, der sagen wir jetzt mal, wer hier oben und wer unten ist.

00:56:36: Zumindest wollen sie das oben nicht alleine lassen.

00:56:39: Aber sag mal, waren denn da einundneunzig wirklich dort auch noch?

00:56:43: Du sagst, du kamst zu den SED-Karren.

00:56:45: Also ich kenne es aus Berlin.

00:56:46: Das war ja unser Freiheitsjahr, das neunziger Jahr.

00:56:49: Das war ja das, wo wir heute auch noch sagen, da sind wir aus der Spur gegangen.

00:56:57: Viele haben es für mich mitgemacht, würde ich auch sagen.

00:57:01: Ich war ja nicht aktiv, desidentisch.

00:57:05: Das war das Jahr, wo wir dachten, eigentlich jetzt sind wir frei, jetzt können wir mitwirken.

00:57:10: Runde Tische, frag mir nicht, was es da alles gab, Vereine, Tressen da und dort und wo soll es hingehen und so weiter.

00:57:17: Und dann gab es eben wieder eine Spur, in die man dann relativ schnell hinein musste, die aber natürlich viel besser war als die Alte, aber trotzdem war es eine Spur.

00:57:26: Und wir haben ja ganz viele eigene SED-Kader abgewählt in dem neunzehren Jahr.

00:57:34: Also, da war ja noch kein Westen.

00:57:35: Da hatten wir ja, ich sag mal, jetzt Bitterfeld oder Senfmerk oder Wer- oder Berlin eben.

00:57:41: Ich kenne es von Freunden allen überall.

00:57:45: Die Mitarbeiter wurden ja wild.

00:57:46: Also, ob im ADN, ob bei der Berliner Zeitung, Funkverköpenik oder so, wo ich eben Freunde oder Bekannte hatte, die haben alle ihre alten SED-Chefs abgewählt.

00:57:56: Das waren ja schon Neue.

00:57:58: Das waren ja die eigenen noch, aber eben nicht mehr die Kader.

00:58:03: die neunzig dann schon in den Westen kamen.

00:58:05: Das waren schon neu gewählte.

00:58:09: Und deswegen ist das Interesse, weil das waren ja vielleicht gar nicht mehr die alten SED-Kader, die da in dem Laden waren.

00:58:16: Das waren ja vielleicht einfach welche, die voller Stolz zeigen wollten.

00:58:20: Wir sind hier Pelz-Mental, haben wir noch nicht.

00:58:24: Nee, aber ich wollte, das kann ganz gut sein, das kann gut sein.

00:58:27: Aber das war ja auch noch frisch.

00:58:28: Ich glaube, da reagiert man auch so, nee, da ist ja Emotionalität noch nicht verwunden und da ist es schneller.

00:58:35: Ich wollte aber eher... noch mal auf eure Rollen damals auch als Frauen hinaus, weil ich glaube in diesem Woos vom Chaos ist es ja wahrscheinlich auch nochmal ein Unterschied und da kann ich das zum Beispiel ganz gut verstehen bei Andrea, wenn ich dann in so ein Büro komme und dann ist da so ein ganzes Büro, das mich auch als marginalisierte Person dann so ein bisschen auflaufen lässt, da würde ich halt auch, muss ich ehrlich sagen, so stark durchgreifen.

00:59:00: Weil jetzt gar nicht so aus Westing, sondern schon mal, wie wird man als Frau wahrgenommen?

00:59:04: Das ist ja schon noch mal was anderes.

00:59:05: Wir müssen jetzt in die Schlussgrade einbiegen.

00:59:09: Und da kommen wir zu unserer Kategorie U to P is now.

00:59:14: Und ich möchte mit euch noch mal so ein bisschen zurückblicken, beziehungsweise eigentlich in die Zukunft blicken.

00:59:19: Was seht ihr denn zum einen so für... bitte um nicht ganz so lange antworten.

00:59:26: Also wenn man jetzt jung ist sozusagen, was sieht ihr für Ähnlichkeiten damals und heute vielleicht zu dieser Situation?

00:59:32: Rückblickend würde ich sagen, die damalige Jugend, also die jungen Leute, die ich wahrgenommen habe zu wendende Zeiten als

00:59:41: fünfzehn

00:59:42: bis fünfundzwanzig, waren in meiner Erinnerung unheimlich motiviert und froh und wollten unbedingt alle die coolen westklamotten haben und reisen und nicht jetzt um den karriere machen in dem feindlichen system sondern erst mal sich aus.

01:00:01: also hatten so ein ganz positives lebensgefühl und zwar ich würde auch sagen unabhängig von welchem elternhaus das jetzt kam.

01:00:09: und ich muss sagen ich habe drei kinder in dem alter von Mitte zwanzig bis Anfang dreißig und spreche viel mit denen.

01:00:17: Und bin, ja, bin so ein bisschen besorgt, dass dieser Elan, der vor dreißig Jahren da war, auch unter den Ostfreunden, den meine Kinder natürlich haben, total gebremst ist.

01:00:29: Also dieses, wir haben eine Zukunft vor uns.

01:00:32: Wir können reisen, wir sind gesund, wir sind gut ausgebildet.

01:00:37: Jetzt machen wir einfach mal uns eine richtig tolle Zeit.

01:00:42: Das sehe ich überhaupt nicht.

01:00:43: Und bei dir soll ja vielleicht nochmal auf eine andere Frage, die sich so ein bisschen in die Zukunft richtet.

01:00:49: Also eigentlich müssen wir noch so ein bisschen eine Schleife drum machen und sagen, würdest du heute als Ostdeutsche, die ja auch von diesem Beitritt profitiert hat, würdest du sagen, die Arbeit, die damals geleistet wurde, die hat sich gelohnt, also diese Einheit?

01:01:08: Oh, du stellst

01:01:09: Fragen.

01:01:10: Also ich würde die Treuer jetzt mal weglassen, was sie hat garantiert ihr Ding geleistet in den Rahmen der damals eben diese Hektik, die auch existierte Kohle hatte ja auch Riesensches, dass die Russen doch die Armee einlaufen lassen und dann dieses Projekt Deutschland eigentlich viel zu schnell vorbeigehen könnte.

01:01:29: Das war differenziert, der Osten der Übergang war differenziert und ich glaube das ist der Grundproblem, dass wir zu undifferenziert an vieles rangehen.

01:01:39: und auch heute, jetzt in unserer jetzigen Zeit, auch die Jugend, meine Kinder sind schon zehn Jahre älter als deine.

01:01:46: Ich hab Enkel, es wird wieder schwarz-weiß gemalt und das ist das Schlimme.

01:01:52: Das

01:01:53: muss auffören.

01:01:54: Was würdet ihr euch wünschen, wo wir in zehn Jahren stehen?

01:01:58: Ja,

01:01:59: da kann ich, ja, an einer Aufbruchsstimmung müsste sein.

01:02:03: Die müsste nicht in zehn Jahren sein, sondern demnächst.

01:02:05: Aufbruchsstimmung.

01:02:07: Lust auf was zu ändern und bereit sein, etwas aufzugeben.

01:02:11: Wenn es eine Lehre vielleicht gibt, die ich gelernt habe für mich, zweifeln eigentlich an fast allem erstmal, aber dennoch nicht aufgeben und in was Produktives draus machen oder hin und her überlegen.

01:02:25: Nicht zu schnell, schwarz-weiß malen.

01:02:27: Weder ist der Osten schlecht und der besten toll.

01:02:30: Noch umgedreht, da gibt es... Schattierung und die müssen wahrgenommen werden und dabei aktiv bleiben.

01:02:35: Also es klingt so sehr allgemein.

01:02:36: Aber

01:02:37: ich finde diese Botschaft kann man, glaube ich, immer wieder bringen, damit wir es nicht vergessen.

01:02:42: Andrea, also sind die letzten Worte für dich

01:02:45: da.

01:02:45: Ja, ich hätte gerne in zehn Jahren, dass die AfD wieder da ist, wo sie mal war.

01:02:51: Nämlich weg, genau.

01:02:53: Und dass ja unsere Kinder wieder freier Leben und arbeiten können und nicht gefesselt werden durch die Regulatorien der Vergangenheit, die in einem Augenblick gerade auffälligt werden.

01:03:08: Danke, dass ihr da wart.

01:03:09: Danke, dass ihr uns die Einblicke gegeben habt.

01:03:11: Das hat mir sehr viel Spaß gemacht.

01:03:12: Ich habe auch sehr viel gelernt.

01:03:13: Und ich wünsche euch noch einen wunderschönen Mittwoch.

01:03:17: Haben wir heute gerade einen Mittwoch.

01:03:18: Tschüss.

01:03:19: Gerne.

01:03:20: Viel Grüße.

01:03:21: Ciao.

01:03:21: Ja, ciao.

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