Folge 39: Vom Stadtbild zum Streitbild - CDU zwischen Haltung und Spaltung
Shownotes
Bücher der beiden Gäst*innen:
Nora Zabel: Vereint in Zerrissenheit. Die ostdeutsche Generation Z zwischen zwei Welten. Droemer 2025. Ruprecht Polenz: Tu was! Kurze Anleitung zur Verteidigung der Demokratie. C.H. Beck 2024.
Bei Fragen, Kritik oder Anmerkungen schreibt uns gerne in die Kommentare oder an: mauerecho@taz.de Folgt uns auf Instagram, um nichts zu verpassen: @mauerecho Dank gilt unserem Tonmeister Daniel Fromm und unserer Redakteurin Marie Eisenmann. Die Folge hat euch gefallen? Dann empfehlt „Mauerecho“ gern weiter!
Transkript anzeigen
00:00:04: Ich würde auch noch betonen, dass wir einfach aus der historischen Erfahrung heraus eine besondere Position haben als CDU, weil wir eben damals die Machtbeschaffer für Hitler waren.
00:00:41: Heute wenden wir uns ein Thema zu, das tief in die deutsche Geschichte und Gegenwart hinein wirkt.
00:00:46: Dem Konservatismus in Ost und West.
00:00:48: Obwohl die deutsche Einheit politisch vollzogen ist, erleben viele Menschen Unterschiede im politischen und kulturellen Selbstverständnis.
00:00:55: Weiter ist spürbar.
00:00:56: Was heißt heute Konservatisten zwischen Bewahren und Wandel, zwischen Tradition und Vorstritt, im Kampf gegen rechtsnationale Kräfte, die dieses Land in dunkle Zeiten führen wollen?
00:01:06: Ist ja Konservatismus die letzte Passion gegen Hass und Spaltung oder ihr Sagnagel?
00:01:11: Diese Fragen wollen wir heute ausführlich mit unseren Gästen diskutieren.
00:01:15: Zu Gast sind heute zwar Stimmen aus zwei Generationen und Regionen.
00:01:19: Einmal Nora Zabel, born in mecklenburg-Vorpommern.
00:01:23: Aktiv in der CDU, Coast of Podcasts, Women's Planing.
00:01:27: und Autoren für Zeit tats Zizero.
00:01:30: Nora ist ein Spiegel der jungen Generation Z, die politisch-konservativ denkt, aber ganz anders als man es von früher kennt.
00:01:37: Herzlich willkommen, Nora.
00:01:39: Danke für die Einladung.
00:01:41: Und außerdem Ruprecht-Polins, geboren in nineteenhundertsechsenvierzig im sächsischen Groß Postwitz, sind dann aber mit der Familie in den Besten rübergegangen.
00:01:50: Sie waren ein langjähriger Bundestagsabgeordneter, Generalsekretär der CDU und ehemaliger Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses.
00:01:58: Mit einem reichen Erfahrungsschatz aus der Zeit vor und nach der Wiedervereinigung und aus der Politik bin ich gespannt auf seine Perspektiven.
00:02:06: Schön, dass du da bist.
00:02:08: Ruprecht.
00:02:09: Hallo zusammen.
00:02:10: Ja, dann schaden wir gleich in unsere erste Kategorie.
00:02:13: Das ist nämlich der Top der Woche.
00:02:16: Was ist uns dieses Mal, diese Woche, positiv in den Nachrichten entgegengekommen, in Zeiten, wo Nachrichten ja doch oft, ja, auch negativ geframed sind?
00:02:25: Habtest du euch damals aufgefallen, eingefallen?
00:02:29: Ich mach's mir jetzt mal einfach.
00:02:31: Ich hab mich über das eins-einste Size vorgegen, wo es Herr Dortmund gefreut.
00:02:34: Onora, bei dir hast du eine positive Nachricht diese Woche?
00:02:38: Ja, ich habe gerade nochmal drüber nachgedacht, und zwar, dass AKK sich vorstellen könnte, den Vorsitz der Konrad-Alenau-Stiftung zu übernehmen.
00:02:45: Das hat mich sehr gefreut.
00:02:47: Ja, und ich finde das auch ein interessantes Korrektiv auf jeden Fall, die Stiftung zur Partei.
00:02:52: Und ich bin gespannt, wie eine Grit-Kram-Karrenbauer dieses Amt dann ausfüllen würde.
00:02:59: Da sind wir ja eigentlich aber auch schon im Part sozusagen unseres Podcasts heute.
00:03:05: Jetzt kommen wir zu unserer zweiten Kategorie, dem Mauergeflüster.
00:03:10: Es geht jetzt eher um die persönlichen Perspektiven.
00:03:13: Und da würde mich erst mal interessieren, damit ich und unsere Hörer in so ein bisschen mehr vielleicht auch eure Gedankengänge im Nachgang verstehen würden.
00:03:21: Wie seid ihr denn aufgewachsen, Nora?
00:03:23: Vielleicht magst du mal anfangen mit der kürzeren Geschichte, sag ich mal.
00:03:29: Ja, ich glaube, meine ist ein bisschen kürzer als die von Herrn Polanze.
00:03:32: Ja, ich bin sixundneunzig in Hage nur geboren.
00:03:35: Das ist so mitten auf dem Plattenwand im Mecklenburg-Vorpommern.
00:03:38: Und dann irgendwie so wie so ein Dorfei einfach aufgewachsen.
00:03:42: Bin aufs Gymnasium irgendwann gegangen, hab mein Abitur gemacht.
00:03:45: Ja, was hab ich in meiner Freizeit gemacht?
00:03:48: Also eigentlich das, was alle so auf dem Land machen, wenn sie lange Weile haben, bisschen Moped gefahren, Fußball gespielt.
00:03:55: Und dann irgendwann in die Weite Welt hinaus nach Rostock, dann nach Berlin und aktuell bin ich jetzt in Heidelberg.
00:04:01: und ja.
00:04:03: Hast du die Welt angeschaut so ein bisschen?
00:04:06: Ja, ja, weil man sagt, dass Deutschland die Welt ist.
00:04:09: Ja.
00:04:11: Na ja, sagen wir mal die Deutsche Welt.
00:04:13: Eine Frage an dich, ich habe ja als, also ich komme ja auch aus dem Plattenland im Brandenburg aus der Lausitz und Als ich nach Nürnberg gegangen bin zum Studium, habe ich erst so meine ostdeutsche Identität entdeckt.
00:04:24: Davor hatte ich gar keine so richtig.
00:04:26: War das bei dir auch so?
00:04:28: Ja, ja, ja voll.
00:04:29: Also gerade, weil die anderen dann irgendwann gesagt haben, Mensch, das sind die Ostdeutsche, und ich dann irgendwann gemerkt habe, Mensch, die nämlich Ostdeutsche, bin ich eine Ostdeutsche, und dann ging es erst so richtig los, ja.
00:04:39: Ja, das ist echt spannend.
00:04:40: Das ist wirklich wie so ein Teppich sich ausrollt über ganz viele Perspektiven und Biografien, von denen die... rübergebracht haben, aber manchmal auch wieder zurückgekommen sind, ne?
00:04:52: Rubrecht, wie bist du denn damals groß geworden oder aufgewachsen?
00:04:56: Du hast ja gesagt, ich bin in der Nähe von Großprostwitz in Denkwitz geboren.
00:05:00: Das ist eine Bauernschaft, würde man jetzt in Westfalen sagen, in der Nähe von Bautzen.
00:05:06: Hab die ersten sechs Lebensjahre da verbracht und somit drei, vier Jahren setzen ja die ersten Erinnerungen ein.
00:05:13: Also ich kann mich schon erinnern.
00:05:15: dass ich damals mal Schatz im Silbersee als Hörspiel im Rias Berlin gehört habe.
00:05:21: Das war ja Westradio und ich wollte das dann auf der Straße mit meinen Freunden nachspielen und das kriegte meine Mutter mit, wurde so ein bisschen blass, verurte mich rein und sagte, das dürfte ich nicht, denn man dürfe ja gar kein Westradio hören.
00:05:37: und da habe ich so eine Erfahrung gemacht, dass man eben in der DDR sozusagen außerhalb der vier Wände sich etwas anders geben musste, als das innerhalb der vier Wände war.
00:05:48: Und dann habe mir meine Mutter auch ziemlich viel so erzählt, weil sie etwas verarbeiten wollte und vielleicht auch gedacht hat, ich verstehe das noch nicht so ganz.
00:05:58: Sie hatte als Sprechstundenhilfe in einer Arztpraxis im Bautzen.
00:06:03: Und da kamen dann auch gelegentlich Gefangene aus den Haftanstalten hin zur Behandlung.
00:06:07: Und das war ja noch so die Zeit, wo Leute einfach von der Stasi weggeholt wurden und die Angehörigen mussten gar nicht, wo die sind.
00:06:16: Und da hatte sie ein, zwei Mal dann die Bitte, kannst du nicht, können sie nicht meine Angehörigen irgendwie verständigen?
00:06:22: und dann so ein Zettel drüber geschoben.
00:06:25: Und das war natürlich für sie jetzt auch eine Sache, wo sie die Sorge hatte, dass sie erwischt wird.
00:06:30: Und darüber hat sie mit mir geredet.
00:06:32: Das habe ich so mitbekommen.
00:06:34: Insofern habe ich schon einen Eindruck gehabt, anders als wir.
00:06:38: es war in den Westen geflohen, sind über Berlin.
00:06:40: Es sind dann erst nach Unterfranken gekommen, da bin ich in die Schule gekommen, dann Würzburg, Sonntofen, Dauerbischofsheim.
00:06:49: Mein Vater ging zu Bundeswehr in den Rhein-Mauern-Donau.
00:06:55: weil dieser Firma gearbeitet hatte.
00:06:57: Dadurch bin ich ziemlich viel umgezogen.
00:06:59: Nach meinem Abitur, dann zwei Jahre zur Bundeswehr in Regensburg, dann abtun sechzig in Münster angefangen zu studieren, mit Hochschulpolitik in Verbindung gekommen, dafür vier Semester meine Studiums verwandt.
00:07:12: Ich war auch im Master und im Studentenparlament.
00:07:16: Nach meinem ersten Examen, dann Referendarzeit, zweites Examen, dann war ich Assistent vom Professor Kirchhoff und dem Steuerrechtler und ging dann zur Industrie- und Handelskammer.
00:07:27: Als Geschäftsführer von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit war es zwanzig Jahre im Rathestadt Münster und zwanzig Jahre im Bundestag.
00:07:34: Und das Allerwichtigste eigentlich zum Schluss, wir haben vier Kinder und zehn Enkel.
00:07:39: So müssten wir eigentlich alle ran, damit wir die demografischen Wandel verändern könnten.
00:07:46: Dann interessiert mich gerade da, wenn wir uns die Geschichte angucken, weißt du denn, warum deine Familie damals von der DDR in den Westen geflohen ist dann?
00:07:57: Das weiß ich, das weiß ich sehr genau, weil das hat meine Mutter mir auch immer mal wieder gesagt.
00:08:02: Ich war in der DDR nicht im Kindergarten, also nicht in der Kita und ich hätte dann natürlich mit sechs Jahren eingeschult werden müssen und meine Mutter wollte nicht vor allem meine Mutter, mein Vater aber auch.
00:08:13: dass ich in der DDR in die Schule ginge.
00:08:15: Das wollten sie nicht.
00:08:16: Und das war eigentlich der zeigliche Anlass.
00:08:19: Kurz vorher war mein Großvater gestorben.
00:08:21: Das kam sicherlich auch noch dazu, für diese Entscheidung dann in den Westen zu gehen.
00:08:26: Und wie haben Sie denn damals die Einheit dann wieder erlebt als so rübergemacht?
00:08:31: Da sagt man ja so nicht.
00:08:34: Ja, schon vielleicht etwas besonderes, anders als andere im Westen, weil wir hatten ja noch Verwandtschaft, mit denen wir über die Jahre Kontakt gehalten haben.
00:08:43: Für mich war schon klar, ich stammere aus Sachsen und wir sind dann sieben und achtzig das erste Mal mit meiner Mutter wieder da gewesen, wo ich geboren bin und haben uns das angeguckt.
00:08:53: Also das war schon etwas ganz Besonderes und das Gefühl, ja jetzt sind alle dabei wieder.
00:09:01: Nora?
00:09:02: Wie spricht man denn in deiner Familie über die Einheit?
00:09:06: Also über die Einheit sprechen wir halt so ab und an.
00:09:11: Ich sag mal vielleicht einmal am Jahr.
00:09:13: Also nicht so viel, wie es, glaube ich, Leute tun, die damit so eine krasse Erfahrung gemacht haben, wie die Familie von Rubrecht, Polenz.
00:09:21: Das liegt aber auch daran, dass meine Familie einfach ihr Leben gemacht hat in der DDR und nicht wirklich mit auf die Straße gegangen ist und sich das ihr Leben quasi eingerichtet.
00:09:30: haben.
00:09:31: Und da kam auch irgendwann dann so, als ich dann so ein bisschen nachgeforscht habe und dieses Buch geschrieben habe, kam dann auch irgendwann so die Erwartung, hey, was habt ihr eigentlich getan, damit ich heute in der Demokratie frei aufwachsen kann?
00:09:43: und ja.
00:09:45: Und ich glaube, dass es tatsächlich bei sehr, sehr vielen Familien hier auch der Fall ist, dass da sehr wenig drüber gesprochen wird, dass da auch sehr wenig aufgearbeitet wird.
00:09:52: Ich glaube, das habe ich schon ein paar Mal in den Folgen gesagt.
00:09:57: Es gibt ja Statistiken, die sagen, man braucht immer so eine Generation.
00:10:01: die dann wieder so ein bisschen Abstand dazu hat, um so Sachen wieder aufzuarbeiten.
00:10:04: Deswegen gab es ja damals zum Beispiel auch die achten sechzige Bewegung, weil die Menschen, die es selbst erlebt haben, sind ja sozusagen, also die haben ja dann mit ihrem Leben zu tun.
00:10:14: Ich hatte ja eine Künstlerin, die erzählt hat, dass sie damals gar nichts fühlen konnte, weil sie so Angst hatte vor der Zukunft und dass sie halt, sie wusste nicht, landet sie auf der Straße, wird der Abschluss anerkannt, passiert das alles.
00:10:24: Und da hatte man eigentlich gar nicht so richtig Zeit, sich davon zu verabschieden.
00:10:29: Also es war jetzt einfach so und da musste man weitermachen.
00:10:34: Und deswegen ist da sozusagen vielleicht auch unsere Aufgabe, Nora, als die nächste Generation das aufzuarbeiten und die Geschichten zu erzählen, die davor nicht so erzählt werden konnten.
00:10:45: Das versuchen wir auch hier mit diesem Podcast.
00:10:48: Ja, ich habe da mal eine Frage vielleicht tatsächlich an Ruprecht, Polans.
00:10:52: Warum die Bundesrepublik dann nicht da stärker ja vorher in die Presse gesprungen ist und ja politische Bildung mehr gefördert hat?
00:11:01: Na gut, nach der Wiedervereinigung, so habe ich das empfunden, wurden demokratische Strukturen geschaffen.
00:11:07: Die Länder wurden wieder eingerichtet, Länderverwaltung wurden aufgebaut.
00:11:12: Mein guter Freund Gerich Millweiter hier im Münster-Kamera war, ging zu Biedenkopf mit nach Sachsen.
00:11:18: und hat da erstmal die Finanzverwaltung aufgebaut als Finanzminister.
00:11:23: Es waren ja die Personen, von denen man hätte Demokratie lernen können, die waren ja alle schon da.
00:11:30: Und ich habe in meinem kleinen Buch zur Verteidigung der Demokratie auch darauf hingewiesen, man wird nicht als Demokrat geboren und als Demokratin, sondern das muss man lernen.
00:11:40: Und das lernt man, wie man sonst auch lernt, durchlesen oder so, aber man lernt es... vielleicht eher wieder schwimmen lernen.
00:11:48: Da kann ich auch einiges lesen, aber wenn ich ins Wasser gehe, dann kann ich es nicht.
00:11:52: Und Demokratie lernt man durchaus probieren.
00:11:55: Und es ist nun mal leider so, und das ist ja die Tragik, dass die Menschen in der DDR zwischen neunsterdreihunddreißig und neunsterdneunachtzig Demokratie nicht ausprobieren konnten.
00:12:08: Sie konnten es im Grunde deshalb auch gar nicht lernen, so wie ich Demokratie verstehen würde.
00:12:14: Und das Personal, also die Lehrerinnen und Lehrer, die da waren, auch die Eltern konnten jetzt nicht eigene Demokratierfahrung an die Kinder weitergeben.
00:12:24: Also natürlich hätte wahrscheinlich schon noch mehr dafür getan werden können, so allgemeine politische Bildungsangebote zu machen, aber das wäre wahrscheinlich so ein bisschen ... Wie, ja, ich lerne jetzt irgendwie Geschichte, aber das Ausprobieren, das Aushandeln von Kompromissen, das sich zutrauen, was selber jetzt auf die Beine zu stellen, ohne erstmal rechts und links lange zu fragen.
00:12:45: Das ist etwas, was eben nach Nr.
00:12:47: nr.
00:12:48: nr.
00:12:48: nr.
00:12:48: nr.
00:12:48: nr.
00:12:49: nr.
00:12:49: nr.
00:12:49: nr.
00:12:49: nr.
00:12:50: nr.
00:12:51: nr.
00:12:51: nr.
00:12:52: nr.
00:12:52: nr.
00:12:53: nr.
00:12:53: nr.
00:12:53: eingeübt wurde.
00:12:55: Die Alliierten haben beim Übergang geholfen, was die Schaffung von stabilen demokratischen Strukturen angeht.
00:13:01: Öffentlich, ich bin Rundfunk eingerichtet, beispielsweise
00:13:04: etc.,
00:13:05: etc.
00:13:06: Aber das hat dann schon auch noch gedauert.
00:13:09: Also ich habe schon im Rückblick das Gefühl, dass so in den in den fünftiger Jahren so ein sehr starkes Obrigkeit staatliches Denken in Westdeutschland war.
00:13:19: Und das ist eben dann erst im Laufe, vor allen Dingen auch in der Folge der achten sechziger Zeit besser geworden.
00:13:25: Da haben wir nicht in dem Zusammenhang vielleicht auch so ein paar Fehler begangen, weil ich habe immer das Gefühl, Ja, wir sind so von den Strukturen her, von der Gesetzgebung her, die geschaffen wurden.
00:13:37: Da gibt es halt eine Form von Einheit.
00:13:39: Aber auf so einer emotionalen Ebene hat Politik, das meiner Meinung nach, so ein bisschen versäumt.
00:13:46: So gemeinsame Identifikationsstiftende Momente zu schaffen.
00:13:50: Das ist irgendwie untergegangen im Wusel der Neunziger, habe ich das Gefühl.
00:13:54: Naja, also die Bilder, jetzt vor allen Dingen am neunten November, waren natürlich ergreifend und es sind und das ist ja das Interessante.
00:14:02: Nach dem Mauerfall sind in relativ kurzer Zeit fast alle Menschen aus Ostdeutschland mal in Westdeutschland gewesen, immer geguckt.
00:14:11: Und umgekehrt vielleicht zwanzig Prozent.
00:14:14: Bis heute sind es drei.
00:14:15: Sechsundsechzig Prozent ungefähr.
00:14:18: Ja, aber es hat lange gedauert, aber es hat länger gedauert.
00:14:21: Also der Westen hat, glaube ich, schon eher so weitergelebt.
00:14:27: Das hat sich ja für ihn jetzt auch nicht so wahnsinnig viel geändert.
00:14:30: Und von Osten hat sich alles geändert.
00:14:33: Und das Verständnis dafür, dass sich eben für den Osten quasi alles geändert hat, Und dass das mit viel Stress, mit Sorgen, mit Nöten auch verbunden war, das haben sich wahrscheinlich in der alten Bundesrepublik zu wenig Leute klar gemacht.
00:14:47: Das würde ich auch so sehen.
00:14:49: Nora, in deinem Buch vereint in Zerwissenheit, wo es ja auch um die Gen-Z-Perspektive auf das alles geht, thematisierst du oft die Brüche und Kontinuitäden, gerade aus Sicht junger aus Deutschland.
00:15:00: Wie prägt diese Erfahrung eigentlich dein Verständnis von Einheit, aber auch Konservatismus?
00:15:07: Ich fange erst mal mit Einheit an und zwar mein Buch heißt Vereintenszerrissenheit, weil ich A. irgendwann von meiner Heimat weggehen musste, um quasi Karriere machen zu können, weil ich das Gefühl hatte in meiner Umgebung ist es nicht so wirklich möglich.
00:15:20: und B. Vereintenszerrissenheit, weil es heute immer noch diese Ja.
00:15:26: diese unterschiedlichen Mentalitäten zwischen Ost und West gibt.
00:15:29: Also ich bin hier in der Nähe der Grenze groß geworden und der Abstand nach Hamburg und Schwurin war immer gleich, aber man wusste, man fährt eher nach Schwurin, weil die Leute einem da näher sind als nach Hamburg.
00:15:40: Also das ist bis heute halt auch irgendwie geblieben.
00:15:44: und ja, Einheit heute.
00:15:47: Es ist tatsächlich schwierig und diese Zerrissenheit, gerade wenn ich in Heidelberg bin, bin ich immer noch die Ostdeutsche und wenn ich nach Hause aber wieder komme, bin ich die Heidelbergere, die die akademische Karriere irgendwie gemacht hat oder irgendwie in der Partei aktiv ist und so.
00:16:02: Und das ist hier zu Hause halt ja in den letzten Jahren immer mehr auch zu einem Feindbild geworden.
00:16:08: Das hat auch mit der AfD zu tun.
00:16:10: Und da beschäftigt man sich halt schon, wie muss eigentlich eine Partei der Mitte aussehen, um diesen Spagat irgendwie zu bewältigen, die Leute im akademischen Heidelberg zu erreichen, aber gleichzeitig auch die Menschen, die damit gar nichts anfangen können.
00:16:24: Noura, bevor wir jetzt noch zum Konservatismus kommen, eine Nachfrage.
00:16:28: Ich habe nämlich letztes, so ein halbes Jahr her, habe ich so ein Theaterprojekt in Köln mit begleitet.
00:16:34: Und die haben, also das sind Ostdeutsche, die nach Westdeutscher gegangen sind, also die in Köln leben.
00:16:39: Und die haben ein Theaterstück darüber gemacht.
00:16:41: Wir haben, Endeffigt ging es auch darüber, die verschiedenen Generationen, also Y, Z, Alpha.
00:16:47: Und da war eine Thematik auch so, wenn man weggeht.
00:16:51: Und da reicht es schon, in die nächstgrößere Stadt zu gehen, dann hat man immer so ein bisschen diesen Marke von Form von Ja, Verräter.
00:16:59: Du hast uns hier zurückgelassen, wahrgenommen.
00:17:02: Und ich spüre auch, wie ich dieses schlechte Gewissen, also ich habe auch mal überlegt, wenn es jetzt hier im Ostdeutschland immer gefährlicher wird für Menschen wie mich, dann... ist eigentlich der Punkt, langsam wegzugehen, so gerade in Sachsen.
00:17:15: Aber irgendwie kann ich es auch nicht so richtig übers Herz ricken, weil es mein Herz irgendwie so da blutet.
00:17:20: Weil ich das dann so im Stich lasse und dafür habe ich nicht so lange eingesetzt.
00:17:22: Hast du diese Gefühle auch?
00:17:24: Ja, ja.
00:17:25: Also gerade dieses Pflichtgefühl, dass man in der Heimat auch politisch aktiv sein möchte, weil ich bin ja früh in die Partei eingetreten und da hieß es immer, man macht es ja auch, um Kommunalpolitik zu machen, um vor Ort irgendwie beim Schulbaum mit zu helfen oder irgendwie halt Stolpersteine irgendwie... zu putzen.
00:17:42: Also das war ja auch immer mein Anspruch und je weiter man weggeht von der Heimat, desto weniger Bindung hat man da ja auch.
00:17:50: Und ja, das hat ja auch was mit Milieus zu tun und wo fühlt man sich wohl.
00:17:54: Also ich war auch ganz lange im Fußballverein hier aktiv und ich schreibe in meinem Buch auch von einer Passage, wo ich auf der Weihnachtsfeier war und nach den ersten drei Kurzen ging es dann halt los mit rechten Sprüchen und da fragt man sich halt schon, so sagt man jetzt was dagegen oder hält man es halt einfach aus, wenn man diese menschliche Ebene irgendwie nicht zerstören möchte.
00:18:14: Also da kann ich mich sehr gut verstehen, ja.
00:18:17: Das zeigt ja auch wieder so ein bisschen, dass wir in unseren Perspektiven, ich meine ich bin jetzt Brandenburger, wohne in Sachsen, du bist im Rackybook-Vorpoll in den Westen gegangen, dass wir doch trotzdem ja auch eine Gemeinsamkeit haben in diesen verschiedenen Generationen, die uns ja alle auch als jüngere Generationen gemeinsam prägt.
00:18:35: Ja, vielleicht gehen wir jetzt über zum Konservatismus, Herr Holens, was ist für Sie eigentlich Konservatismus?
00:18:43: Ja, gut, darüber denke ich gelegentlich nach, aber ehrlich gesagt nicht so intensiv, weil ich Christdemokrat bin und das ist was anderes.
00:18:50: Ja, was heißt das für Sie?
00:18:51: Wo machen Sie da Unterschiede?
00:18:53: Die CDU hat, das können Sie überall nachlesen, drei Strömungen, die sie vereint, eine Liberale, eine christlich-soziale und eine konservative.
00:19:03: Und jetzt könnte man das vielleicht so ausdrücken und das C in unserem Parteinamen, also das Christlich, gibt diesen drei Strömungen die Richtung vor, die Fließrichtung vor.
00:19:17: Was heißt das?
00:19:18: Wenn wir über Soziales reden, über Sozialpolitik, soziale Gerechtigkeit, dann denken wir nicht, wie vielleicht die SPD in allererster Linie an Umverteilung, sondern wir denken im Sinne der christlichen Soziallehre an Hilfe zur Selbsthilfe.
00:19:36: Wenn wir über Freiheit liberal nachdenken, dann nicht wie die Libertären, möglichst kleiner Staat und jeder macht, was er will.
00:19:45: Und Leistung bin ich alleine, sondern verantwortete Freiheit.
00:19:50: Und beim Konservativen, da ist ja die landläufige Definition bewährtes Bewahren.
00:19:57: Damit ist aber eigentlich noch nicht so furchtbar viel gesagt, weil die Frage, was hat sich denn bewährt, muss ja bewertet und entschieden werden.
00:20:04: Und dafür gibt wiederum jetzt bei uns das C den Maßstab.
00:20:07: Und in diesem C-Marschstab ist eben auch Gerechtigkeit drin.
00:20:11: Also aus der Sicht von denen, die jetzt meinetwegen durch an aus meiner Sicht ungerechtes Steuersystem begünstigt werden, hat sich das Steuersystem super bewährt.
00:20:20: Sie sind damit kassezufrieden.
00:20:22: Aber aus der Sicht sozusagen eines christlichen Konservatismus wäre eine Gerechtigkeitslücke, an der man arbeiten muss.
00:20:29: Also insofern macht ja schon einen großen Unterschied, ob man Christdemokrat ist.
00:20:34: oder in einer konservativen Partei, also in eine KDU wäre ich nicht eingetreten.
00:20:39: Würden Sie dann sagen, war die CDU dann immer christlich, liberal oder war sie mal konservativ?
00:20:48: Wie hat sich das verschoben?
00:20:49: Nein, sie hat immer diese drei Strömungen, die mal stärker, mal schwächer waren, aber Die Öffentlichkeit, die Sie ja jetzt für die Partei internen Diskussionen nicht so wahnsinnig interessiert, im Zweifel auch nicht jede Bundestagsdebatte verfolgt, ihr macht das ja an Personen fest.
00:21:04: Also welche Personen werden stehen für die Partei?
00:21:09: Und da ist es eben so, dass wir zu den Zeiten, wo wir dann auch vierzig Prozent und mehr der Stimmen bekommen haben, eben breit aufgestellt waren.
00:21:18: Da gab es einen Norbert Blüm und einen Alfred Dregger.
00:21:22: Da gab es Rita Süßmuth, Heiner Geißler, Kurt Biedenkopf und eben Vertreter, die man dann eher dem sozialen Flügel, also Blümjahrsozial, aber eher dem konservativen Flügel zurechnen würde.
00:21:37: Und in dieser Breite war die Partei aufgestellt.
00:21:40: Das bedeutete natürlich auch immer, dass man eine Integrationsleistung in Richtung einer Handlungsfähigkeit durch Diskussionen und Beschlüsse herstellen musste.
00:21:50: Aber für die Bevölkerung und auch für die innerparteiliche Diskussion war diese Breite essentiell, um eine breite Zustimmung zu bekommen.
00:21:58: Eine konservative Partei, und das sehen wir jetzt im Augenblick aus meiner Sicht ein bisschen, da würde ich auch sagen, also die kriechen in Deutschland immer so um die twenty-fünf Prozent, aber eben nicht mehr.
00:22:08: Und wir haben jetzt, die letzten drei Jahre, eine Verengung aus meiner Sicht, der Partei personell, auch nach außen in der Wirkung, auf das Konservative bekommen.
00:22:21: Und die Wahlergebnisse sind leider entsprechend schlecht.
00:22:24: Bevor wir da zukommen, würde ich nochmal auf Nora zurückkommen.
00:22:28: Wir hatten ja gerade schon angefangen.
00:22:29: Wie ist denn deine Perspektive auf die Union?
00:22:35: aus einer ostdeutschen Perspektive, aus einer jungen weiblichen Perspektive darauf.
00:22:40: Ja, also bei mir war es nicht so wie bei Ruprecht, dass ich es mir irgendwie theologisch erleiten kann, sondern ich habe mir damals einfach gedacht, ich interessiere mich für Politik und bei mir gab es halt nur diese zwei Volksparteien, SPD und CDU, bei mir gab es keinen Grünen, bei mir gab es keinen... Volt, FDP oder so.
00:22:56: Und da habe ich mich dann gefragt, also A, wo sind meine Freunde?
00:22:59: Und die waren tatsächlich alle bei der Jungen Union.
00:23:01: Und B, wo fühle ich mich eigentlich als ja, als ostdeutschen Frau wohl so?
00:23:07: Und dann war ich bei der CDU, bin da auch dran geblieben und dann hat man sich tatsächlich erst nachdem Merkel gegangen ist, damit beschäftigt, was eigentlich Konservatismus ist, weil es dann ja diese Flügelkämpfe gab.
00:23:19: Und da habe ich mir dann auch gedacht, nee, diese Art, wie man über Menschen redet, so wie es jetzt halt gerade von einem anderen Flügel kommt, so möchte ich nicht reden.
00:23:29: wie Schlagzahlen produziert werden und das ist nicht mein Stil und ich weiß nicht, woran es genau liegt, ob es an meiner Sozialisation liegt oder ob es an meinem Bildungsaufstieg liegt.
00:23:39: Ich habe keine Ahnung, aber für mich bedeutet einfach Konservatismus oder christlich-demokratische Partei bedeutet für mich, dass man anschlussfähig ist an andere Parteien und dass man eben gut handwerklich regiert, aber eben auch mit Haltung.
00:23:53: So.
00:23:53: Und das hat für mich Angela Merkel verkörpert, das hat für mich Thomas de Maizière verkörpert, das hat für mich AKK verkörpert.
00:24:00: Und das sind eben auch die Personen, die mich immer in der Partei gehalten haben.
00:24:04: Was ihr jetzt gerade nicht gesehen habt, ist, dass Wupprecht die ganze Zeit auch genickt hat.
00:24:08: Da seid ihr euch wohl beide relativ ähnlich in euren Haltungen.
00:24:12: Wenn wir uns das jetzt ausschauen, ne, weil ich halt, ich schau mir immer die, so, ich war früher eher so, ne, in linken Bereich, war früher mal Sozialdemokrat, hab das immer geguckt, und wenn man von außen schaut, dann war das für mich ja immer so zickere, das ist der Konservatismus, deswegen hab ich jetzt grad schon auch noch mal gesehen, okay, dass ihr euch das für euch selbst so unterscheidet, welchen Flügel hängige an, das finde ich eigentlich ganz interessant.
00:24:34: Was ist denn das Paradox, das heutige, das Konservatismus, wenn man das versucht, konstruktiv zu... bedenken.
00:24:44: Oder vielleicht auch das Paradox eurer Partei sozusagen, die ja beides miteinander vereinen muss.
00:24:51: Naja, also wir haben, jetzt reden wir mal über den Elefanten im Raum, wir haben nicht nur in Deutschland, sondern in allen westlichen Ländern einen erstärkenden Respopulismus, Reldstrich Rechtsextremismus.
00:25:05: Ich sage deshalb in allen Ländern, weil es aus meiner Sicht falsch ist, wenn man über die Ursachen Warum gibt es eine AfD?
00:25:13: Warum kriegt die Stimmen?
00:25:15: Nachdenkt dann nur auf Deutschland guckt.
00:25:17: Also das ist ein viel weitergehendes Problem und die Antworten sind auch viel grundsätzlicher.
00:25:24: Aber die Frage will ich jetzt erstmal so beantworten.
00:25:27: Weil die CDU eben auch einen konservativen Flügel hat, haben wir schon eine besondere Verantwortung, finde ich, klar abzugrenzen von unserem Konservatismus.
00:25:40: wo wir auch davon überzeugt sind, dass denen unsere Demokratie braucht.
00:25:43: Ich gebe Ihnen da gleich auch, gebe dir da gleich auch noch ein Bild für, zu dem Rechtsextrinismus, der unsere Demokratie bekämpft.
00:25:50: Vielleicht kann man das mit so einem Bild beschreiben.
00:25:52: Also ein Auto hat natürlich ein Lenkrad, es hat ein Gaspedal, aber es braucht auch eine Bremse.
00:25:59: Also ein Auto nur mit Gaspedal und Lenkrad zu fahren, wäre man wahrscheinlich ziemlich schnell im Straßengraben.
00:26:06: Und jetzt nehmen wir mal den Konservatismus, dem die Gesellschaft braucht als Bremse.
00:26:11: Das heißt, wenn es nur das gäbe wird, das Auto stehen bleiben.
00:26:14: Das ist schon klar.
00:26:16: Aber ohne die Bremse würden die vielen super Ideen, wo man überall hinfahren könnte und lenken und gasgeben und noch schneller, einen sehr schnellen in Straßengraben bringen.
00:26:26: Also da sehe ich eigentlich und die gesellschaftliche Bedeutung, von Konservatismus zu prüfen, ist das, was jetzt ein neuer Idee kommt, wirklich tragfähig, ist alles bedacht, sind die Nebenwirkungen bedacht, ehe man dann sozusagen wild losrennt.
00:26:42: Und deshalb bin ich zum Beispiel davon überzeugt, dass in der jetzigen Konstellation die Zusammenarbeit zwischen Union und Grünen eigentlich das ideale Bündnis ist, weil, wie ich schon sagte, wir sprudeln mal selbstkritisch gesagt, nun nicht dauern von lauter Ideen über, aber wir haben ziemlich gutes Gefühl dafür, was geht und was nicht geht.
00:27:04: Und die Grünen haben tausend Ideen, aber denen fehlt manchmal das Gefühl, was geht und was nicht geht.
00:27:10: Und deshalb wäre so eine Kombination, zumal wir ja auch inhaltliche Schnittmenge haben, also denken Sie an den Auftrag, die Schöpfung zu bewahren, das würden jetzt die Grünen mit allen möglichen Umweltschutzvorschriften.
00:27:21: unterlegen, aber da hätte man einen gemeinsamen Ansatz da vernünftig vorzugehen.
00:27:27: Und um nochmal in die aktuelle Zeit zu gucken, da wo die CDU das erfolgreich macht, in Schleswig-Volstein und in Nordrhein-Westfalen, Nordrhein-Westfalen hat so viel Einwohner wie alle ostdeutschen Länder zusammen, da liegt die CDU knapp unter vierzig Prozent.
00:27:44: Also es geht in einer entsprechenden Aufstellung.
00:27:49: auch heute noch als CDU breit aufgestellt, Volkspartei an die Vierzigprozent der Stimmen zu bekommen.
00:27:56: In der Vergangenheit war es ja auch Aufgabe des Konservatismus, wenn man sich das aus der Politiktheorie sozusagen anschaut, Kräfte, die noch weiter rechts standen, eigentlich zu schlucken oder zu verdrängen.
00:28:07: Und das hat ja geklappt bei der Deutschen Partei, bei der Bayern-Partei.
00:28:11: Warum überhaupt so ein Recht, dass das bei der AfD nicht gelungen ist?
00:28:16: Also die Aufgabe, Wolfgang Schäuble hat das mal schön formuliert, gesagt, wir müssen zur Mitte hin integrieren.
00:28:23: Das ist die Aufgabe der Union jetzt auch im Hinblick sozusagen nach rechts.
00:28:29: Und das kostet auch viel Kraft und man muss aufpassen und da geht es jetzt drum.
00:28:40: Wie schafft man das jetzt mit der AfD?
00:28:41: Und da gibt es eben im Ausland Ganz viele Erfahrungen, die haben gesagt, also wir gehen da möglichst weit den entgegen, übernehmen deren Vokabular, kungen auch mit denen ein bisschen und überall, wo diese Strategie gemacht worden ist, gibt es die Konservativen nicht mehr.
00:28:56: Da sind die Platt gemacht worden und sind in dem rechten Rand aufgegangen.
00:29:00: Allein diese Erfahrung, neben Frankreich, neben Italien, neben Österreich, sollten die CDU davor bewahren.
00:29:13: das in ähnlicher Form zu tun, aber es wird natürlich, das kriegt jeder mit, in unserer Partei auch diskutiert, ob das nicht doch die richtige Strategie wäre, ich halte sie für gottenfalsch.
00:29:23: Und vielleicht noch ein letzter Satz zur besonderen Verantwortung, die konservative, also auch gerade die, die sich jetzt express ist, wer bis auch in meiner Partei als konservativ verstehen.
00:29:36: Wenn man in die Geschichte guckt, sind eben Faschisten nur mithilfe von Konservativen an die Macht gekommen.
00:29:43: Und deshalb haben wir eine besondere Aufgabe, dass das nicht wieder passiert.
00:29:51: Ich würde auch noch betonen, dass wir einfach aus der historischen Erfahrung heraus eine besondere Position haben als CDU, weil wir eben damals die Machtbeschaffer für Hitler waren.
00:29:59: Also das kommt noch on top und ich hatte vor zwei Wochen eine Lesung hier in Mecklenburg-Vorpommern in einem Dorf, wo einundfünfzig Prozent der Menschen bei der letzten Wahl ... AfD gewählt haben.
00:30:10: und ich bin da tatsächlich mit Respekt hingefahren, weil ich nicht wusste, was mich da erwartet.
00:30:14: Aber es waren fünfzig Leute da, die Bude war voll und die waren alle nett.
00:30:18: Also mich hat keiner mit Tomaten beworfen und hatte auch nicht das Gefühl, dass sie da rechts waren.
00:30:23: Und da hatte ich auch das erste Mal das Gefühl, es ging dann auch nicht mal um mein Buch, sondern die haben dann alle von ihren Erfahrungen zur Wendezeit erzählt.
00:30:31: Aber ich hatte das Gefühl, dass die wirklich auch Spaß daran haben und dass da auch gerade eine demokratische Debatte entsteht.
00:30:37: Und da ist mir dann eingefallen, so was müssten wir als CDU einfach viel, viel häufiger machen und uns nicht darauf verlassen, dass die Schlagzeilen oder wenn wir irgendwelche AfD-Narrative übernehmen und hoffen, dass die AfD wieder dann wieder zu uns kommen.
00:30:50: Also ich glaube, dass es am Ende auch nicht funktionieren wird, dass die Strategie nicht aufgehen wird, sondern dass es nur was bringt, wenn wir rausgehen, wenn wir solche Veranstaltungen machen, wenn wir eine Plattform bieten.
00:31:00: Aber das ist halt auch harte Arbeit, also so ein Arm zu organisieren für Parteien.
00:31:04: Da braucht man Leute für, da braucht man Ehrenamtliche dafür und auch diese Zivilgesellschaft, die es im Westen gibt, die gibt es ja bei uns im Osten quasi gar nicht so.
00:31:13: Nicht so stark, sie bittet sich auf jeden Fall erst raus und ich habe eine... Ähnlich habe auch gegenteilige Erfahrung gemacht.
00:31:20: Ich war nämlich vor drei Wochen in Radeberg und da habe ich dann auch, also ne, ich habe für so Veranstaltungen ein ganz anderes Mindset, wenn ich dahin fahre, als wenn ich so normal unterwegs bin.
00:31:31: Und ich versuche halt immer den Leuten ehrlich, ehrlich zu begegnen, aber sie ernst zu nehmen in dem, was sie sagen und nicht gleich immer wieder das Negativste hereinzulesen, was ich jetzt reinlesen könnte.
00:31:41: So, und dann hatte ich eine Person, die hat dann gesagt, ja, früher hat Deutschland viel besser funktioniert, alle Strukturen, alles mögliche, ne, ne.
00:31:48: Und dann hat der Herr neben mir, weil der war Wirtschaftsprofessor, erklärt, warum früher nicht alles besser war.
00:31:55: Und da meinte sie, ja, aber was ist denn mit der AfD?
00:31:57: Kann die uns nicht wieder zur Alterstärke führen?
00:31:59: Und dann habe ich ihn versucht zu erklären.
00:32:01: Also wenn ihr mit dem Kurs gerade nicht zufrieden ist, ist das Wahlprogramm ja schon relativ ähnlich dem der der Union oder zusammen geplaut aus FDP Positionen und alles Mögliche.
00:32:13: Aber es ist Relativ ähnlich, wenn er eine wirkliche Veränderung will, so wie er das vorhin gesagt hat, dann wird ihn das nicht verändern.
00:32:21: Jetzt gar nicht negativ gegen die CDU, sondern da wird sich dann wahrscheinlich nicht so viel verändern.
00:32:25: Und dann hat der Mann einfach Tränen in den Augen.
00:32:28: Er war so, irgendwie ist er so verzweifelt und so unsicher, dass ich in dem Moment, ich hab's dann so ein bisschen wegmoderiert, weil ich sozusagen jetzt nicht so viel Raum hatte dafür, aber ich war an ihm.
00:32:41: und warum ist diese Person so verunsichert?
00:32:44: Wo ist dieser Halt, den man der Person gibt?
00:32:47: Und ich glaube, die Person hat auch nicht in so einem großen, breiten Spektrum, wie es jetzt dort war, die Möglichkeit mal in eine Diskussion zu gehen.
00:32:55: Und das fand ich schon irgendwie... Also das ist so ne, so ne, so ne Momentum gewesen, das hat mich nicht losgelassen.
00:33:02: Wo kommt das jetzt her, diese Verunsicherung, dieses Nicht-Miteinander-Reden-Können, ohne dass man direkt irgendwie vom Kopf gefahren ist oder so verunsichert wurde?
00:33:14: Kennst du sowas auch aus deiner Vergangenheit Ruprecht?
00:33:18: Ja sicher, ich kenn's auch aus der Gegenwart.
00:33:20: Ich hab ja... Wie ich vorhin sagte, dieses Buch zur Verteidigung unserer Demokratie geschrieben, mache im Augenblick ziemlich viele Buchvorstellungen, kriege sehr viele Einladungen, nicht nur von Volkshochschulen, Literaturhäusern oder so, sondern eben auch von Initiativen wie, ich glaube, Freiberg gemeinsam heißt eine oder eine Buchhandlung in Mühlhausen oder ich war im Literaturhaus in Halle, also ich bin auch durchaus auch in Ostdeutschland damit unterwegs, leider nicht ganz so viel Nachfrage wie aus dem Westen.
00:33:49: Aber deshalb freue ich mich besonders, wenn ich da bin und kenne also solche Diskussionen auch.
00:33:55: Ich würde erst mal fragen, wenn jemand so einen Beitrag macht, was beschwert sie denn jetzt besonders?
00:34:02: Also ich würde auch immer versuchen, mit einer Priorisierungsfrage dahin zu bekommen, das also aus dem diffusen Gefühl, was alles nicht so läuft.
00:34:13: Mein Gesprächspartner oder Gesprächspartnerin dann das benennt, was sie am meisten bedrückt.
00:34:18: Denn sonst kommt man ganz schnell voll Hölzgl auf Stöckchen und da kann man dann anfangen drüber zu reden.
00:34:24: Das war ein Umsatz, man kann den Leuten nur vor den Kopf gucken.
00:34:27: Also das geht schon nur dann, wenn der Gesprächspartner, die Gesprächspartnerin erst mal sagt und dazu muss sie zu Wort kommen, was sie denn beschwert, was denn anders sein müsste.
00:34:39: Und dann kann man schauen, wer wäre denn dafür zuständig, was liegt überhaupt im Bereich der Politik, was liegt in ganz anderen Bereichen, wo die Politik verhältnismäßig wenig dazu tun kann.
00:34:51: Und dann ist auch die nächste Frage, was ist denn der Maßstab, mit dem man sich das jetzt angucken will?
00:34:56: Das finde ich immer in solchen Gesprächen eine ganz wichtige Frage.
00:35:00: Weil gegen sozusagen die Lebensträume kann die Wirklichkeit in der Regel nicht an.
00:35:08: Und wenn jetzt jemand Zustände bewertet und sagt, wie schlechter die findet, dann versuche ich immer, dass wir uns über Vergleichsmaßstäbe unterhalten.
00:35:20: Das ist nachher nicht dahin weiß, dass es in Afrika noch schlechter ist.
00:35:23: So ist es eher die Frage, wie war es denn hier vor zwanzig Jahren, vor dreißig Jahren?
00:35:27: Oder wie ist es, wenn du paar Kilometer weiter nach Polen fährst oder woanders hin?
00:35:32: Also ich kenne das auch aus dem Internet diese Diskussion, wo an Deutschland kein gutes Haar gelassen wird.
00:35:39: Und alles funktioniert nicht und nix ist richtig.
00:35:42: Und da kann man ja auch keinen langen Vortrag halten, was vielleicht doch gar nicht so schlecht ist.
00:35:46: So nicht fragt dann immer, nennen wir doch mal zehn Länder auf der Welt, wo du lieber leben würdest als in Deutschland.
00:35:53: Und da kommen selten mehr als fünf oder sechs.
00:35:57: Und das liegt auch daran, dass nach objektiven Studien, die es gibt, die Lebensqualität in den Ländern dieser Welt untersuchen, Deutschland immer unter den ersten Zehen ist.
00:36:09: Also über solche Dinge muss man dann halt auch mal reden.
00:36:12: Also was ganz konkret ist es denn, was dich jetzt beschwert?
00:36:18: Nora, du hast ja auch diese Erfahrungen in Lesungen.
00:36:21: Wie gehst du denn damit um?
00:36:22: Weil ich habe auch das Gefühl zum Beispiel bei einem Mann, dass er so eine starke, also dass es eigentlich eine Verunsicherung ist mit der eigenen Identität und dass es so ein Wertezerfall gab, der nach der Wende nicht so wirklich aufgefangen wurde.
00:36:39: Und das ist oft ja auch so ein... Versuchen das so dieses nach.
00:36:45: also das was die AfD hat nun mal schraft und das muss man ihr leider zugestehen ist den Leuten irgendwie so eine identität zu geben sie aufzuwerten und darin und ich glaube um so unsichere menschen ihrer identität sind um so leichter sind sie halt für so rechte rattenfänger wie wie hast du nimmst du das auch so war in deinen lesungen deiner arbeit wenn du unterwegs bist in ostdeutschland oder westdeutschland.
00:37:07: Also ich nehme es vor allen Dingen dann, wenn ich nach dem Training noch mit meinem Trainer oder mit meinen Freundinnen rede und da ist mir schon länger aufgefallen, dass die nicht so wirklich für Argumente empfänglich sind, sondern halt eher für Gefühle.
00:37:19: Und ich habe auch in meinem Buch, habe ich das Kowalschuk gefragt, ob er ein Gefühl dafür hat, woher das kommt.
00:37:24: Und er meinte halt, na ja, dadurch, dass er sich über die Generation weitergetragen hat, deren Eltern haben ja auch nie gelernt zu argumentieren, so wie wir es heute machen.
00:37:33: Also es gab ja nicht wirklich Fächer, in denen man kreativ arbeiten konnte oder wo man halt einfach sich ausprobieren konnte.
00:37:40: auch das Gefühl, dass es ja auch weitergegeben wurde, dieses nach den Gefühlen reden und hey, ich habe das jetzt gesehen und das stimmt und aber gar nicht so dieses, ich lese jetzt so drei, vier Sachen und bilde mir dann eine Meinung und argumentiere dann, sondern dass es auch nicht so wirklich strukturell vorhanden ist im Osten.
00:38:00: Wenn man den Punkt nimmt und da ist sicherlich vieles dran, also ich fühle mich zu wenig anerkannt, zu wenig gesehen, nicht wertgeschätzt, herabgewürdigt.
00:38:10: mal so einen Bündel, dann wäre jetzt meine Frage in einem solchen Gespräch, ah, was müsste denn geschehen, dass sich diese Gefühle ändern?
00:38:19: Was würdest du dir denn wünschen?
00:38:22: Jetzt jetzt drei Wünsche frei, was müsste denn da passieren?
00:38:26: Und dann käme man wahrscheinlich ziemlich schnell zu dem Punkt, dass die sich gar nicht so sehr an die Politik im Sinne des Gemeinderats, des Landtags oder des Bundestags richten.
00:38:37: Was soll der denn machen, damit Heinz Meier sich sozusagen wertgeschätzt fühlt?
00:38:43: Und ich bin ja als Politiker da.
00:38:44: Ich kann ihm schon signalisieren, ich höre dir zu, mich interessiert einen Schicksal.
00:38:50: Aber ich reiche zwar eine ganze Menge mesche, aber halt so viel nicht.
00:38:55: Aber da geht es dann einfach darum, hey, ich verdiene nicht so viel Geld.
00:38:58: Und warum verdienen die Leute die zwanzig Kilometer weiter weg im besten Wohnen?
00:39:02: Das doppelte so wie ich.
00:39:04: Und dann geht es auch darum, warum arbeite ich so viel und verdiene nicht die Wertschätzung.
00:39:10: Also es ist halt, ja auch wenn man dann als Politiker oder Politikerin auftritt, ich habe manchmal das Gefühl, dass man dann erst recht nicht die Leute für sich gewinnt, ja.
00:39:22: Ja, weil da ist es ja schon auch teilweise so, dass die Leute sagen, naja, ich wurde jetzt die letzten dreißig Jahre nicht gehört.
00:39:28: Man hat sich um meine Perspektive jetzt nicht wirklich gekümmert oder hier im Ort.
00:39:33: Das hat, glaube ich, auch so was zu tun, dass man halt seine Umwelt wahrnimmt.
00:39:38: Es geht ja nicht immer um diese schön gemachten Bestäte, die meistens auch nur Dresden, Potsdam oder Leipzig sind, sondern es geht ja eher um dieses im Dorf.
00:39:45: Hier ist der Tante Emma Laden ist weg, die Sparkasse ist nicht mehr da, der Zug fährt nur noch einmal, ganze Schulen wurden geschlossen, meine Kinder müssen irgendwie jetzt dreißig Minuten fahren, um irgendwie in die nächstgrößere Stadt zu kommen und sowas alles.
00:39:57: Und es ist schon so ein Gefühl von, wir wurden hier so ein bisschen vergessen.
00:40:01: oder es ist den Leuten auch egal, vielleicht hat das auch was mit der Form von Repräsentationen.
00:40:06: zu tun, weil es die halt in der Politik oft nicht so doll gab von Ostdeutschland, dass man gesehen hat, hey, da ist zumindest eine Person, die kämpft für uns, die kennt unsere Lebensperspektive.
00:40:16: Und das ist etwas, was ich halt, also das ist, glaube ich, das, was so eine Enttäuschung mit sich bringt.
00:40:21: Und dann habe ich auch oft das Gefühl, dass sie sagen, na ja, aber es sind ja alle so gewesen.
00:40:26: Früher hat sich die Linke zumindest noch um uns gekümmert, aber das ist auch vorbei.
00:40:30: Und dann laufen die Leute so ein bisschen über dem.
00:40:33: Also, ich hab manchmal das Gefühl, die laufen dann halt dem Person hinterher, die ihnen so das die größte Anerkennung schenken, die nennen.
00:40:39: Und das sehe ich ja nicht nur bei ostdeutschen Menschen.
00:40:41: Ich seh das auch bei Menschen mit Migrationsgeschichte, wenn ich zum Beispiel auf die jungen türkischen Wähler innen sehe, ne?
00:40:47: In der ganzen Leben haben sie gehört, ihr gehört nicht zu dieser Gesellschaft, strengt euch mal an, macht mal, ne, ne, ne.
00:40:52: Und es ist trotzdem nie genug.
00:40:53: Und dann kommt nämlich ein Erdogan und sagt, ah, aber ihr seid Türken.
00:40:56: Guck mal, wie schlecht die euch behandeln.
00:40:57: Guck mal, ne, ne, ne.
00:40:58: Und dann haben wir nämlich eigentlich so ein... Produkt, und das hat Gregor Gysi hier auch mal gesagt, wir müssen uns hüten der vor große Bevölkerungsgruppen nachhaltig in ihrem Gefühl der Zugehörigkeit zu enttäuschen, weil irgendwann über kurz oder lang wird uns das auf die Füße fallen, wenn es den Leuten sozusagen so ein bisschen reicht.
00:41:18: Und da würde ich jetzt so sagen, du kannst ja nochmal deine Perspektive dazu sagen, aber du hast ja gerade auch mit Kompass Mitte gegründet innerhalb der CDU, weil es ja auch so ein bisschen Mir gedacht hat, ist es vielleicht ein konservatives Angebot, also nicht konservativ, sondern ein christlich soziales Angebot, an vielleicht genau dieses christlich-demokratisch, vielleicht genau an sowas, da anders zu denken, nicht so von oben herab.
00:41:46: Also von oben herab will man natürlich nicht ankommen.
00:41:50: Es ist aber natürlich erst mal eine Rollenzuschreibung, aus der man auch gar nicht rauskommt.
00:41:55: Also man wird eingeladen als ehemaliger Bundestagsabgeordneter, sitzt vorne, hat ein Mikrofon und fängt an zu reden.
00:42:02: Anders kann man sich ja erst mal so eine Veranstaltung nicht vorstellen.
00:42:05: Und dann liegt es natürlich auch ein bisschen an der Tonalität, an der Zeit, die man hinterher noch für eine breite Diskussion hat, ob man da sozusagen eine persönliche Ebene findet oder nicht.
00:42:16: Aber ich finde noch mal generell zu dieser Frage was sagen.
00:42:20: Also mein Eindruck ist, das war schon bei der Linkspartei, so ist aber auch ganz stark bei der AfD.
00:42:26: Die bieten ja jetzt keine Lösung an, die sagen, ich ändere das so und so und dann wirst du gesehen und das anerkannt.
00:42:31: sollen die sagen, du hast recht, die sieht keiner, du bist gedemütigt und dann wird ein Schuldiger benannt und das sind die anderen und dann ist man sich einig in dem Schuldigen, die, die das von der AfD hören oder von der Linkspartei sagen, endlich hat mich jemand verstanden und die sagen, der ist dran schuld, dann mich bei der AfD und beschimpft die, die schuld sind.
00:42:50: Das ist, glaube ich, der Effekt, also man bestärkt AfD und Linkspartei bestärkt diese Ausgrenzungsgefühle sagen, du hast recht, kannst hier gar nichts machen.
00:43:00: Und überhaupt ist es auch noch der Laden zu.
00:43:04: Dann sagen die aber nicht, was sie tun würden, dass der Laden wieder aufgemacht wird.
00:43:07: Die Frage stellt sich gar nicht.
00:43:09: Es reicht der Schulterschluss im gemeinsamen Stehen vor dem geschlossenen letzten Lebensmittelgeschäft.
00:43:16: Das reicht für dieses Gefühl, um dann eine Stimme zu bekommen.
00:43:19: Ja, an der Stelle möchte ich nochmal differenzieren zwischen Ost und West, weil im Osten bei mir ist die Linkspartei tatsächlich schon lange ein anerkanter Koalitionspartner von der SPD und auch wir in der CDU arbeiten mit der Linken auf mindestens auf kommunaler Ebene zusammen, auf landesebene teilweise.
00:43:38: Also insofern hat sich das schon auch verändert und ich weiß im Westen ist die Linkspartei immer noch so ein krasses Feindbild, aber da will ich die auch nicht mit der AfD gleichsetzen.
00:43:50: Nee, das würde ich auch nicht tun.
00:43:51: Also wir haben ja diesen Beschluss keine Zusammenarbeit mit der AfD und der ist dann in Hamburg sozusagen für beide Parteien gefasst worden, nicht mit der AfD, nicht mit der Linkspartei.
00:44:00: Aus meiner Sicht haben wir mit der Linkspartei erstmal politisch programmatisch auf den höheren Ebenen kaum Stittbängen eigentlich gar keine und wir haben in vielen Punkten eben sehr, sehr unterschiedliche Vorstellungen, was Wir sind für soziale Marktwirtschaft, die Linke grübelt über Enteichnungen und andere Wirtschaftsformen, nach wie vor nach.
00:44:21: Wir sind für die NATO, die Linker hat damit Bauchschmerzen.
00:44:24: Wir sagen, wir müssen der Ukraine helfen und da tut sich die Link auch mit schwer.
00:44:29: Also da gibt es ganz viele Unterschiede.
00:44:31: Trotzdem ist für mich persönlich, das will ich an der Stelle schon aussagen, weil es da ein Ost-West-Podcast ist und da passt es vielleicht ganz gut hin.
00:44:38: Für mich ist die Linkspartei trotzdem noch keine normale Partei wie alle anderen.
00:44:42: Warum?
00:44:44: Sie ist ja juristisch, noch die alte SED.
00:44:47: Sie ist sozusagen die übergeführte SED mit zweimal neuem Namen, weil sie sonst auch die ganze Mitglieder verloren hätte und das Parteivermögen hat Gisli in den Neunzehnundundachtzig dafür besorgt, dass sich die SED nicht aufgelöst, sondern nur umbenannt hat.
00:45:01: Was ich hier bis heute übernehmen, neben vielem anderen oder wo ich sage, davon hängt eigentlich für mich ab, wie ich sie betrachte.
00:45:09: Die Linke hat noch nie einen ernsthaften Versuch gemacht, sich mit den Opfern der SED-Herrschaft zu versöhnen.
00:45:17: Mir geht es ja eher um die konservative Perspektive.
00:45:21: Und wenn wir da über Ost und West zum Beispiel nachdenken, da hat Nora zum Beispiel recht, dass sie sagt, im Osten ist es was anderes als im Westen und sie hat oft genug gezeigt, dass sie demokratische Standards unserer Verfassung sozusagen standhält.
00:45:32: Zumindest im Ostdeutschland sind sie pragmatischer als im Westen, sage ich mal so.
00:45:37: Aber die Frage ist denn zum Beispiel nächstes Jahr bei den Wahlen, was ist denn, wenn es hier zu Mehrheiten kommt, wo nur die Linke und die CDU zusammenarbeiten können?
00:45:44: Was machen wir denn dann ganz praktisch, bevor wir uns in diese theoretischen Sachen begeben?
00:45:49: Das ist überhaupt nicht theoretisch, weil die Frage, ob ich mit einer Partei praktisch was machen kann, hängt natürlich auch von so einer Frage ab.
00:45:56: Und ich bin, Sie haben ja vorhin auch so ein bisschen nach meiner Wieter gefragt.
00:46:01: Ich habe mich eben auch nach neunzehnundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundund.
00:46:25: zu den Opfern der SED-Herrschaft.
00:46:27: und warum macht sie keine Versöhnungsversuche?
00:46:30: Die Frage wird ich denen schon stellen, wenn man jetzt gemeinsam in einem Land da wäre und vor der Frage stünde, wie soll es in den nächsten fünf Jahren weitergehen?
00:46:37: Also ich würde Sie das fragen.
00:46:39: Naja, dann würde ich halt zurückfragen, naja, die CDU war auch Teil der Blockpartei, also das kann man jetzt nicht sagen, dass die CDU da gar keine Eingang mit drin hat.
00:46:48: Aber da würde ich dir sagen, die sind nicht im Sandkasten.
00:46:51: Warum ist das jetzt Sandkasten, aber das andere nicht?
00:46:54: Ja natürlich, weil du meine Frage nicht beantwortet hast, du längst ab.
00:46:59: Du beantwortest nicht meine Frage, sondern sagst, wie ist es denn bei dir?
00:47:02: Ich habe es erst mal gefragt, dieses bei der Linkspartei.
00:47:04: Da kann man darüber reden, dann können wir die CDU reden.
00:47:07: Dass ich ein Gefühl dafür habe, dass die CDU als Blockpartei Bestandteil des Systems war, das kannst du mir... durchaus unterstellen, das habe ich.
00:47:14: Und deshalb haben wir auch, nach der Wiedervereinigung, nicht die Ost-CDU in jener Unterstützung, sondern demokratischen Aufbruch, weil wir eben nicht genau wussten, an wem wir kommen, wenn wir die Ost-CDU unterstützen.
00:47:26: Also, das ist mir schon bewusst.
00:47:28: Aber du hattest ja, dass der Einstieg in das Gespräch war ja jetzt auch... Wie sitzt das bei schwierigen kabeligen Mehrheitsverhältnissen?
00:47:35: Und da habe ich ganz persönlich gesagt, warum ich mit der Linksparteien Probleme habe.
00:47:39: Das kann man ja mal so stehen lassen.
00:47:41: Aber ist das, also das ist ja der Geschichte von vor dreißig Jahren.
00:47:45: Also wenn wir uns heute die Linke angucken in den Ostbeteien, ist es noch das?
00:47:49: Ich meine doch auch diese alten SED-Mitglieder sterben mehr und mehr weg.
00:47:53: Das hat ihr mit unserer Generation dann immer weniger zu tun.
00:47:56: Und ist es immer noch das, worauf wir uns aufhängen müssen?
00:47:59: Oder sollten wir gucken, wie können wir produktiv in die Zukunft arbeiten?
00:48:02: Nee, nee, nee.
00:48:03: Ja, pass auf.
00:48:04: Ich wäre, wir diskutieren über Identitäten.
00:48:06: Und es wird hier von einer ostdeutschen Identität geredet.
00:48:10: Und da würde ich als erstes mein dickes Fragezeichen machen, dass das ein und dieselbe Identität ist, wenn die Leute an Ostdeutschland und ihr Leben in der DDR denken.
00:48:19: Das ist nicht ein und dasselbe Gefühl.
00:48:22: So, das muss man erst mal festhalten.
00:48:25: Und ich gehöre eben zu denen, die sagen, also lasst mal bitte nicht die und dann sozusagen hinten runterfallen, die sich in der DDR nicht so wohl gefühlt haben, die vielleicht Fluchtversuche gemacht haben oder die geplant haben.
00:48:37: Das hatte ja alles seine Gründe.
00:48:39: Also wenn wir in einem Ost-West-Podcast über Identitäten und Bewusstsein sprechen, dann bin ich sehr skeptisch, ob man mit diesen pauschalen Identitätszusprechungen, Zuweisungen überhaupt die Wirklichkeit trifft.
00:48:55: Also meine Identität, wenn ich das mal im Sein lacht, die hängt auch davon ab, wie alt ich bin, ob ich ein Mann bin, ob ich eine Frau bin, wo ich lebe, natürlich auch von meiner Biografie, natürlich auch, wie mich andere sehen.
00:49:05: Das kommt alles zusammen zu einem Identitätsgefühl.
00:49:09: Wir haben ja schon in der Diskussion, was vorhin die Türken erwähnt, Diese singularistischen Identitätszuweisung, du bist Muslim, also musst du so denken wie IS.
00:49:19: Davon müssen wir wegkommen.
00:49:20: Wir sind auf manchfaltige Art verschieden.
00:49:23: Und wir haben mit West und Ost ganz viele Gemeinsamkeiten, je nachdem, ob wir jung sind, alt sind, gebildet sind, nicht so gebildet sind, Fan von Dynamo Dresden oder vom HSV.
00:49:34: Also das ist alles sehr unterschiedlich zusammen.
00:49:36: Ja, aber dazu muss man, glaube ich, sagen, dass es eine, es gibt nicht das eine Ostdeutschland, aber es gibt eine ostdeutsche Zugehörigkeit.
00:49:42: Weil wir sind auf ostdeutsche Identitäten sind komplett unterschiedlich.
00:49:45: Das würde ich dazu nur sagen, aber Nora, du wirst dich halt schalten.
00:49:49: Ja, ich würde auch sagen, klar, es gibt die Rostocker, es gibt die Leitziger, es gibt die Thüringer.
00:49:54: Aber wenn wir jetzt über Ungerechtigkeiten sprechen, macht es halt für mich aus meiner Perspektive auch Sinn, von den Ausdeutschen zu reden, weil wir alle die gleichen Erfahrungen haben, weil wir alle unter den strukturellen Ungerechtigkeiten leben.
00:50:05: Und das findet einfach in der Debatte auch sehr viel mehr Gehör, als wenn ich sagen würde, die Mecklenburg vor Pomerana-Koppen kommen in der Bundespolitik nicht mehr vor, seit Angela Merkel oder so.
00:50:15: Gibt ja diese, wir wissen es nicht, auch so gesehen sind wir ja eine Insel.
00:50:18: Also wenn man sich diese ganzen Karten anschaut, Vermögen, Tennisplätze, also da sieht man ja immer noch diesen Unterschied, dass es ein ganzes Land betrifft.
00:50:30: Insofern macht diese kollektive Identität schon Sinn, wenn man auch etwas hinweisen möchte.
00:50:37: Aber kommen wir noch mal wieder zurück zum Konservatismus, weil eigentlich wollte ich gerade über Kompass-Mitte reden, warum ihr das gegründet habt und warum, also was für dich so der Anlass dafür war?
00:50:47: Ja gut, es gibt einmal den Grund, über den haben wir vorhin schon ein bisschen geredet.
00:50:51: Wir finden, dass die Wahlergebnisse der Union schlecht waren, bei der Bundestagswahl, jetzt bei den Meinungsumfragen, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Bundestagswahl, jetzt bei den Meinungsumfragen, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Bundestagswahl, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, bei der Union, Und das muss ja Anlass sein, darüber nachzudenken, ob der Kurs, ob die Richtung so stimmt.
00:51:09: Und da haben wir einen Vorschlag gemacht, wie man den Kurs korrigieren sollte, eben sich stärker an dem C orientieren wieder, die Breite der Partei nach außen sichtbar machen, also auch den sozialen und liberalen Teil, auch durch Personen stärker nach außen sichtbar machen.
00:51:26: Und dann haben wir in der Tat relativ viel dazu geschrieben, wie wir mit der AfD richtig umgehen aus unserer Überzeugung.
00:51:34: Und da gibt es erstmal die Gemeinsamkeit auf Friedrich Merz, der Bundesparteitagsbeschluss, keinerlei Zusammenarbeit.
00:51:40: Aber jetzt kommt der Punkt und da werde ich dann mal auf Noras Einschätzung auch da interessiert.
00:51:46: Dann lesen wir vor allen Dingen aus ostdeutschen Kommunen, aus deutschen Landkreisen, Stimmen wie von dem Landrat Witzschers in Bautzen, der sagt also für mich, mich interessiert dieser Abgrenzungsbeschluss überhaupt nicht.
00:51:59: Die Arbeit nimmt der AfD als CDU im Kreisstag ganz prima zusammen.
00:52:05: Oder jetzt den Mecklenburg-Vorpommern, diese gemeinsame Abstimmung über irgendeine Ostseebrücke.
00:52:10: Das alles macht sofort bundesweite Schlachtzeilen und dürft die Frage auf, wie ernst ist das denn zu nehmen, wenn Friedrich Merz sagt, keinerlei Zusammenarbeit.
00:52:19: Offensichtlich passiert sie ja doch.
00:52:21: Und deshalb bin ich der Meinung, die Bundespartei, auch die Landesverbände dürfen das nicht dulden.
00:52:27: Sie müssen mindestens die Themen so einsprechen, dass die breitere Öffentlichkeit versteht.
00:52:34: Also das, was Herr Witschers in Bautzen macht, wird a, zur Kenntnis genommen und wird von den übergeordneten Gremien der Partei öffentlich missbilligt.
00:52:44: Das ist das, was ich erwarten würde und das ist bisher nicht passiert.
00:52:50: Ich glaube, es liegt auch einfach daran, dass die Landesverbände auch keinen Zugriff auf die Kommunalpolitiker mehr haben, weil die sich denken, ich mache hier Politik für mein Dorf, für meine Stadt und wenn ich Mehrheiten mit der AfD leichter bekomme als in der Mitte durch irgendwelche Versprechungen, was auch immer, dann machen sie es halt einfach.
00:53:06: Und es ist nicht meine Haltung, ich würde immer Mehrheiten in der Mitte suchen, aber es gibt halt Leute, für die ist es einfacher, ihre politischen Vorhaben mit der AfD durchzubekommen, da muss man halt auch eben schauen, gibt es eben diese Überschneidung von politischen Programmen?
00:53:23: oder woran liegt es?
00:53:24: oder ist man sich auf persönlicher Ebene ähnlicher?
00:53:28: Aber Laura, da würde ich das sagen, wir sind ja keine freie Wählervereinigung für Bautzen oder sowas.
00:53:34: Da könnte ich mir so eine Politik noch vorstellen.
00:53:37: Man ist ja sozusagen in der Gesamtverantwortung einer Strategie gegenüber der AfD.
00:53:43: Und deshalb muss man sich halt für die richtige Einstellung und des eigenen politischen Vorgehens gegenüber der AfD vielleicht mal anschauen, was die AfD für eine Strategie verfolgt.
00:53:53: Sie hat zwei Ziele.
00:53:55: Das eine ist, sie möchte als normale Partei angesehen werden.
00:53:58: Deshalb nützt jeder Abstimmung auch in jeder Kommune, wo sie da quasi mit dabei ist.
00:54:03: Vor allen Dingen, wenn sie ausschlaggebend war für die Mehrheit.
00:54:06: Und zweitens, sie möchte die CDU vernichten.
00:54:09: Das sagt sie ganz deutlich.
00:54:10: Sie möchte die CDU vernichten.
00:54:13: Und da frage ich mich, wie kann ich denn in einem Landkreis mit einer Partei zusammenarbeiten, die eigentlich meine Partei vernichten will?
00:54:21: Du, ich frag mich das auch.
00:54:23: Und die Strategie der AfD ist doch die, jede Abstimmung, die die CDU mit der AfD macht, verbreitet und vertieft den Graben zwischen CDU und SPD und Grünen auf der anderen Seite.
00:54:36: Und dann wird durch Kulturkampf Themen, wird die Polarisierung in der Gesellschaft weiter vorangetrieben.
00:54:43: Am Ende nachher nur noch zwischen links und rechts geht, es quasi keine Mitte mehr gibt.
00:54:47: und die Hoffnung der AfD ist, dass in dieser Polarisierung rechts-links die CDU dann sozusagen auf die rechte Seite kommt und da wird sie dann vernascht.
00:54:56: Das ist die Strategie der AfD und die kann man vielleicht auch einem Landrat in Bautzen erklären.
00:55:02: Ich verstehe die Denkweise dahinter.
00:55:04: Ich frage mich nur manchmal, wenn ich mir zum Beispiel die CDU und Sachsen angucke, ob da so eine große andere Strategie tatsächlich herrscht.
00:55:11: Also ich habe mal für den Dachverband der migrantischen Organisation in Sachsen gearbeitet und zur letzten Landtagswahl war es hier sozusagen das Finanzministerium, das unter sächsischer Regierung war sozusagen.
00:55:26: den Rot-Grün-Voraum auszudichten, indem man über das Rechnung, über den Rechnungshof guckt, was machen eigentlich ganz die Organisationen da und wie kann man da, ja?
00:55:38: Wie kann man in dem Punkt sozusagen was kann man da vielleicht schon dicht machen an Organisation was nicht?
00:55:42: so dass wir haben über Jahre mit den zusammengearbeitet mit dem Rechnungshof und allen möglichen.
00:55:47: wir haben immer zugearbeitet weil gerade wenn man kleiner Verein ist am Anfang dann kann man das hat man noch nicht die Kompetenzen und das hat sich verbessert.
00:55:54: und da war aber meine Frage immer warum macht ihr das jetzt?
00:55:57: weil die CDU Huren die Grünen sind hier so marginal.
00:56:00: wir müssen ja eigentlich gucken wie können wir gemeinsam sozusagen Strategien fahren um die AfD kleiner zu machen?
00:56:06: und ich habe manchmal das Gefühl und Manchmal auch das Gefühl jetzt, bei März zum Beispiel, mit dieser Stadtbildaussagen zum Beispiel, wenn er das so macht, dass er auf so einen Kampf zwischen AfD und CDU setzt, um die anderen zu marginalisieren, um dann aber immer in Regierung die starke Mehrheit zu haben, weil die anderen so klein sind oder eher durchligieren zu können.
00:56:26: Ist das noch Brandmauer dann, wenn man schon die Politik eigentlich der anderen mitmacht dann?
00:56:31: Oder ist die eigentlich schon lange weg?
00:56:32: Weil es ist ja nicht nur die CDU zum Beispiel auf kommunaler Ebene, die mit der AfD zusammenarbeitet.
00:56:38: Also die letzte Bemerkung ist richtig und das will ich an der Stelle auch mehr sagen.
00:56:43: Es ist nicht alleine Aufgabe der CDU die AfD klein zu halten.
00:56:47: Das ist schon der Aufgabe aller demokratischen Parteien und da haben alle noch durchaus Möglichkeiten und leider hat die AfD ja gerade auch in der Regierungszeit der Ampel noch mal besonders stark zugenommen.
00:56:59: Das gehört ja nun auch zu den Wahrheiten.
00:57:01: Weil du Sachsen erwähnst, also soweit ich informiert bin, haben wir da jetzt eine Minderheitsregierung.
00:57:06: Darüber könnte man auch noch mal reden, wie schwierig und problematisch das ist.
00:57:11: Aber soweit ich weiß, wird dort nicht mit der AfD gucken zu sagen.
00:57:14: Also es sucht sich niemand in dieser Minderheitsregierung.
00:57:17: Die Stimmen, die man sozusagen als Regierungsfraktionen hat, die fehlen den Stimmen bei der AfD.
00:57:23: Die AfD ist außen vor in Sachsen.
00:57:25: Das finde ich schon mal eine ziemlich... Also nicht auf Landesebene, aber mit der Brandbauer meine ich auch, was bringt eine Brandmauer, wenn man die Politik von der AfD übernimmt und die dann macht?
00:57:36: Weil dann hast du die Brandbauer von der anderen Seite ja schon ausgehöhlt und sie fällt.
00:57:42: Na ja gut, also mit der Stadtbildäußerung hat er ja nicht die Politik von der AfD übernommen, er hat die Sprache übernommen und insofern kann man fragen, ob es da irgendwelche Gemeinsamkeiten geht, aber andererseits hat er ja auch oft genug betont, dass es keine Zusammenarbeit mit der AfD geben wird.
00:57:58: Aber ich sehe halt schon, dass es schwierig wird, wenn man dann die Sprache übernimmt.
00:58:03: Aber März hat jetzt wirklich nur die Sprache übernommen.
00:58:07: Das würde ich ihm gar nicht auslegen.
00:58:08: Es gibt ja auch eine andere Lesart, wenn ich das positiv auslegen würde.
00:58:12: Da sage ich, hier in Berlin, ich sehe gerade eine Armut, die war hier vor zwei Jahren noch nicht da.
00:58:17: Und wenn er dieses Stadtbild meinen würde und nicht noch hinterhergeschoben hat, deswegen jetzt dafür sorgt es mir abgeschoben wird, dann würde ich ja mit ihm mitgehen und lass uns daran gemeinsam arbeiten, wie kann man das wieder verändern.
00:58:30: Dann noch mal die Töchter zum Beispiel vorzuschieben.
00:58:33: Da bin ich dann auch an einem Punkt.
00:58:35: Wirklich sind wir immer noch an diesem Punkt, weil es gab auch sexuelle Belästigung, Vergewaltigung.
00:58:41: Es gibt hier Berichte zum Thema geschlechte spezifische Schraftaten, wo am Ende auch gesagt wird, lediglich die überwiegende Zeit der Opfer von Tatvertichten ist deutscher Staatsangehörigkeit.
00:58:57: Und dann bin ich halt so, warum Warum schafft Merz es, nicht auch mein Kanzler zu werden?
00:59:03: Weil wir sind an einem Punkt, wo ich sage, Angela Merkel.
00:59:06: So, ich vermisse Motiven, muss ich ehrlich sagen.
00:59:09: Früher war das anders.
00:59:11: Wir merken das auch hier im Podcast.
00:59:13: Nicht meine Denkrichtung.
00:59:14: Ich komme aus einer anderen Ebene.
00:59:15: Aber trotzdem war Merkel immer Kanzlerin von allen.
00:59:18: Und Merz kriegt das nicht so richtig hin.
00:59:22: Und das macht mir halt Sorge, weil ich halt auf so stabile ... Demokratinnen, wie euch beiden, da setzt sich drauf.
00:59:29: Wir brauchen die Konsumentiven im Kampf gegen Rechtsextremus und so, aber auch um dieses Land voranzubringen.
00:59:34: Warum kriegen wir das zusammen nicht mehr hin?
00:59:36: Ja, das ist schon eine wichtige Frage und die Entscheidung, die sich ja dann auch in ziemlich harten Auseinandersetzungen niedergeschlagen hat, in der Zeit lang die Grünen als den Hauptgänger der CDU zu definieren, die war natürlich fatal.
00:59:54: Ich habe mir vorhin wie ich die Grün sehe, was dazu gesagt, aber das eigentliche Problem bei dieser Stadtbilddiskussion bei vielen anderen ist ja die Verknüpfung mit Migration.
01:00:06: Also natürlich haben wir Probleme und früh hätte man sie präzise definiert als Probleme der inneren Sicherheit und Ordnung.
01:00:15: Da wäre erstmal Und dann hätte darunter der Alkoholiker gepasst.
01:00:19: Das sind in der Regel Muslime nämlich nicht.
01:00:21: Da hätten die Obdachlosen mit ganz unterschiedlichen Schicksalen dazu gepasst, die aber irgendwie auch natürlich ein Problem vor allen Dingen rund um Bahnhöfe sind.
01:00:31: Das Drogenproblem hätte dahingehört, die Kriminalität hätte dahingehört.
01:00:36: Also es hätten die unter innerer Sicherheit diskutiert.
01:00:39: Und jetzt ist es mit Migration sozusagen vermengt worden.
01:00:43: Und das war eben der Punkt, der auch zurecht kritisiert worden ist, den ich auch kritisiert habe.
01:00:48: Und davon müssen wir, glaube ich, wegkommen.
01:00:51: Das ist aus meiner Sicht auch einer der größten Fehler, die die CDU in der letzten Zeit gemacht hat, dass sie sich, obwohl es viele andere wichtigen Themen gibt, sich so stark ausschließlich auf das Migrationsthema stürzt hat, vor allen Dingen auch in der Außenwirkung, kam diese äußerung immer besonders mit hoher reichweite in die in die haushalte.
01:01:15: ich will das mein beispiel vielleicht noch kurz sagen wenn volkswagen für alles nur mit den slogan werben würde freude am fahren dann würden die leute den letzten euro zusammen kratzen um sich im bmw zu kaufen weil das ist der slogan vom bmw freude am fahren.
01:01:33: wenn linne man gefragt wird was sind die drei wichtigsten probleme vor denen deutschland steht?
01:01:39: Und er sagt, Migration, Migration, Migration.
01:01:42: Dann ist auch völlig klar, dass die Menschen die Partei wählen, die alle Probleme in Deutschland von der Wiege bis zur Ware auf Migration zurückführt.
01:01:51: Das ist die AfD.
01:01:53: Natürlich ist Migration ein wichtiges Thema.
01:01:56: Wie kontrollieren wir sie?
01:01:57: Wie lösen wird die Integrationsaufgaben?
01:02:00: Aber ich will mal zwei, drei Themen nennen, die aus meiner Sicht mindestens so wichtig, wenn nicht wichtiger sind.
01:02:06: Wie kriegen wir die russische Aversierung gestoppt?
01:02:09: Wie gehen wir sozusagen mit unseren Sicherheitsfragen um angesichts einer Trump-Regierung, die nicht mehr sicher an der Seite aller Demokratien steht?
01:02:19: Wie wird das mit unseren sozialen Sicherungssystemen, Rente, Gesundheit, Pflegeversicherung in einer immer älter werdenden und damit auch kränker werdenden Gesellschaft?
01:02:30: Wie ist das mit der Digitalisierung?
01:02:32: Und und und.
01:02:33: Es gibt wirklich viele andere wichtige Themen.
01:02:36: Und in dem Moment, wo wir stärker über die reden würden, da bin ich jetzt auch bei der Frage, was hat es dann für Auswirkungen auf die AfD?
01:02:42: Dann würden die Leute nämlich sagen, okay, das ist jetzt ein wichtiges Thema.
01:02:46: Wie machen wir das mit der Rente oder Pflege?
01:02:48: Ich werde ja vielleicht auch pflegebedürftig.
01:02:50: Und dann wird man zur AfD gucken und sagen, was sind denn eure Vorstellungen?
01:02:54: Und dann sagen die ja, wir wollen vielleicht da auch... die Migranten wegschicken.
01:02:58: und da würden die Leute sagen, soweit kommt es noch, das sind ja die einzigen, die im Augenblick nur da sind, in genügender Zahl, um die fehlende Leistung zu erbringen, mit anderen Worten.
01:03:07: Wenn wir über diese Sachthemen reden würden, dann wäre ganz schnell deutlich und alle Welt würde über diese Sachthemen reden und fragen, was sagst denn du als Partei dazu, was sagst du als Partei dazu?
01:03:19: Dann würde ganz schnell deutlich, dass die AfD dazu nichts zu melden hat.
01:03:23: So, das ist der Punkt.
01:03:25: Also ich habe schon in der Jungen Union ganz früh gelernt, es gewinnt derjenige eine Wahl, dessen Themen diskutiert werden.
01:03:31: Das nennt man Neudeutsch-Agenda-Setting.
01:03:34: Und wir bedienen immer wieder, immer wieder mit neuem Wasser das Agenda-Setting der AfD und wundern uns, dass sie die Stimmen kriegt.
01:03:41: Ruprecht, da würde ich dir absolut zustimmen.
01:03:44: Und damit können wir uns... Und das ist das, was ich mir eigentlich wünsche.
01:03:48: Wir müssen ja nicht gleich denken.
01:03:49: Aber zumindest, was Demokratie angeht, fest an... Also uns unterhaken sozusagen und genau dann die Themen besprechen, die da sind.
01:03:57: Nora, was ist denn für dich als so junge Person auch?
01:04:00: Was wären denn so Akzente, der Konservatismus oder die liberal-demokratischen Bestimmung, was die jetzt so setzen müssten, genau dafür, um eine Zukunft für uns als junge Generation zu gestalten?
01:04:14: Also dadurch, dass ich ja auch jung und eine Frau bin, würde ich mir natürlich viel mehr feministische Politik wünschen, auch wenn wir es nicht so nennen, aber dass man halt dieses ungenutzte Potenzial, gerade was wir an Frauen in Deutschland haben, dass man das viel stärker nutzt.
01:04:28: Und da gehört halt auch eine Reform des Steuersystems dazu, dass Frauen nicht immer wieder, nachdem sie ein Kind bekommen haben, die blödeste Steuergruppe erhalten, die sie eigentlich nur kriegen können.
01:04:39: Und da gehören halt auch Frauen in den Vorständen.
01:04:43: Da geht es von Quoten bis zu Frauenförderung.
01:04:47: Da würde ich mich bei meiner Partei noch mehr freuen, wenn wir das noch mehr durchkriegen könnten.
01:04:53: Aber nur jetzt mal auch wirklich wieder.
01:04:56: Also diese zehn Männer auf der Landesliste Sachsen-Anhalt, das wird behauptlich mal ganz frech.
01:05:04: Das würde wahrscheinlich in keinem anderen Bundesland so passiert, auch nicht in anderen aus deutschen Ländern.
01:05:09: Ja, ich weiß auch dann immer nicht mehr, was ich dazu sagen soll, außer die Männer sind halt in der Mehrzahl, die Männer sind an den Orten, wo die Posten vergeben werden.
01:05:17: Sie trauen sich das einfach und ja, sie trauen sich das.
01:05:22: Es gibt auch keinen Druck aus der Bundespartei zu sagen, also Leute, das könnt ihr nicht bringen.
01:05:27: Jetzt reißt euch mal am Riemen und... Wir haben einen Beschluss des Bundesparteitages auf den Listen jeder dritte Listenplatz eine Frau, dieses gemäßte Quorum, wo Merz ja noch wieder gekämpft hat.
01:05:39: Aber es nützten der ganze Kampf auf dem Bundesparteitag und das hat sie sicher abgezeichnet in Sachsen-Anhalt.
01:05:45: Das hat sie sicher abgezeichnet.
01:05:46: Es ist ja nicht vom Himmel gefallen, diese Liste, dass man da nicht interveniert.
01:05:51: Also politische Führung hat eben auch mal mit solchen Unbequemlichkeiten zu tun.
01:05:56: Das muss man ja nicht selber machen, keiner Linnemann das machen lassen.
01:06:00: Man kann sagen, fehlt es dann an Autorität sozusagen von oben, dass man sagt hier, das ist unsere politische Linie und die muss jetzt auf alle Ebenen auch durchgeführt werden, weil eigentlich ist ja der Sinn von den Kommunalen und Landesebenen und so, dass das geteilt ist, dass man halt auch voneinander abgetrenn arbeiten kann, um nicht direkt wieder so einen Durchregierend zu ermöglichen.
01:06:20: Ich glaube, auf dieser Ebene fehlt es einfach an Bewusstsein und es fehlt an Mehrheiten.
01:06:24: Ich glaube, wenn dieses Thema auch on vogue wäre, dann würden wir dafür auch Mehrheiten bekommen.
01:06:29: Also ich meine, ich meine, sogar Markus Söder schmückt sich ja häufig damit, dass er so ein Frauenförderer ist.
01:06:35: Also ich glaube, in Sachsen-Anhalt, im Mecklenburg-Vorpommern, es gibt nicht so wirklich das Bewusstsein dafür und es gibt auch nicht wirklich die Frauen, die sich dafür einsetzen, weil sie auch immer noch denken, ich bin keine Quotenfrau, sondern ich will durch Leistung hervorstechen.
01:06:50: Und ist das dann auch ein Unterschied zwischen so Ost und West in Konservatisten?
01:06:54: Also was ist da?
01:06:55: Aber ich frage mich, was sind denn die eigentlich die größten?
01:06:57: Also ich sehe sie für mich schon, aber was sind denn so Unterschiede zwischen Ost und West in der CDU?
01:07:01: Also um das zu sagen, also mit der Frauenförderung sind wir im Westen auch nicht wirklich gut.
01:07:07: Also wir haben auch als Partei insgesamt nur twenty-fünf Prozent der Mitglieder sind baldlich.
01:07:13: Das ist viel zu wenig.
01:07:14: Wir sind auch viel zu alt.
01:07:16: Das kommt auch noch dazu.
01:07:18: Aber generell sind halt in Deutschland, das ist jetzt auch wieder ein Problem, was wir gemeinsam haben, nur knapp mehr als eine Million Menschen überhaupt mit geht in einer demokratischen Partei.
01:07:29: Das ist viel zu wenig.
01:07:30: Und ich werbe dafür, dass sich die Menschen überlegen, in eine Partei einzutreten und dann gucken die Leute an und sagen, also auf die Idee wäre ich jetzt nicht gerade gekommen.
01:07:39: Und dann kommen ganz viele Punkte, die die Parteien alle falsch machen und damit haben die fast in allen Punkten auch recht.
01:07:45: Aber das, worüber zu wenig geredet wird, könnt gelegentlich auch in der Tat zum Beispiel was zustehen, dass unsere Demokratie ohne politische Parteien nicht denkbar ist.
01:07:55: Punkt.
01:07:56: Nicht denkbar.
01:07:57: Und wenn man das erstmal sich klargemacht hat, dann kann man nicht mehr distanziert gucken und wagen, machen sie es jetzt mal endlich besser, dann engagiere ich mich vielleicht auch.
01:08:06: Sondern dann kämpft man sozusagen mit einem Parteieintritt für unsere Demokratie.
01:08:12: Okay, also das finde ich ja immer interessant, aber so vielleicht noch mal auf Nora, so auch die jüngere Perspektive, weil ich habe ja auch ganz lange mich in der SPD abgekämpft, weil ich Sachen verändern wollte und anders machen wollte und irgendwann einfach gemerkt, ich verschwende hier meine Zeit, ich komme mit den Sachen, die ich verändern möchte, nicht weiter, weil ich die ganze Zeit gegen Türen abbrenne und dann einfach verstanden habe, ey, ich stelle die ganze Zeit mein eigenes Leben zurück, mein Studium, meine Freunde, meine Familie und wofür, dass ich am Ende als schwarzer Mann werde ich dann doch oft als Tokens so als Äffchen durch die Manege geführt.
01:08:44: So, guckt mal, wir haben ja diese eine Person.
01:08:46: Aber wenn ich strukturell mitentscheiden möchte, um was zu verändern oder mehr auch Plätze, dann erkämpfen möchte, weil ich gesagt habe, ich will Verantwortung übernehmen.
01:08:54: Ich bin hier, nutzt doch das, was ich an Kompetenzen mitbringe, nutzt das doch gerne für die Partei, dann werde ich ausgebrannt.
01:09:01: Und dann habe ich mich irgendwann gesagt, ne.
01:09:03: Das macht mich gerade hier krank.
01:09:04: Ich gehe raus und habe mir dann den Journalismus gesucht, um es weiter fürzukämpfen.
01:09:08: Aber auf einer anderen Ebene, Nora, lebst du das so auch?
01:09:11: Müssen sich da Parteien ändern?
01:09:13: Ja, ich bin froh, dass es den Ageism anscheinend in der SPD auch gibt.
01:09:16: Aber bei uns in der CDU ist es... Ja, überall, glaube ich.
01:09:19: Ja, dann ist es überall wahrscheinlich so, dass die Älteren erst mal gucken.
01:09:22: so, behauptet euch jetzt erst mal, ihr Jung-Hüpfer, zeigt mal, was ihr wirklich könnt.
01:09:27: klickt mal noch drei Wahlkämpfe, fünfhunderttausend Wahlplakate und dann könnt ihr vielleicht mal den Vorstand gewählt werden.
01:09:33: Also ja, es gibt halt immer noch so eine Skeptis gegenüber jungen Menschen.
01:09:37: Ich glaube daran kranken wir tatsächlich auch, weil wenn wir diese jungen Menschen nicht nach vorne stellen, dann haben wir immer das gleiche Bild in der Öffentlichkeit.
01:09:45: Und das ist halt altmann-westlich.
01:09:49: Und das ist ja auch in der SPD zu.
01:09:51: Also Noah, ich habe mich jetzt mal mal gerade auch mit dieser Sachsen-Anhalt nur mal beschäftigt.
01:09:57: Und da ist es so, dass die einen sehr strikt durchgehaltenen Regionalproport haben.
01:10:04: Also es ist mit der Liste wird sozusagen garantiert, weil das ist der Partei wichtig und das ist ja erstmal auch ein akzeptables Argument, dass möglichst jede Region, Sachsen-Anhalts, auf dieser Liste, ich sage jetzt mal unter den ersten zehn vorkommt.
01:10:21: Jetzt könnte man aber sagen, warum ist denn euch nicht was anderes wichtig?
01:10:25: zum Beispiel die Altersstruktur und die Geschlechterstruktur.
01:10:28: Macht doch mal die Liste da nach und dann könnt ihr als Drittes immer noch gucken, dass das einigermaßen aus Land passt.
01:10:34: Aber dieser Gedanke, der ist dann auf einmal Quote, während eben die Regionalquote nicht als Quote diskutiert wird und derjenige, der jetzt über den Regionalproport auf die Liste kommt, der ist auch nicht das Gefühl, ich bin da nur deshalb drauf gekommen, weil ich zufällig in Halle wohne und nicht in Magdeburg.
01:10:52: Aber kriegt man das in der Partei durch?
01:10:55: Kriegt man das durch, das zu verändern, Grupprecht?
01:10:58: Das weiß ich nicht.
01:10:59: Also ich bin jetzt dreiundfünfzig Jahre in der CDU, habe natürlich längst nicht alles durchgekriegt, was ich gerne wollte, aber man muss natürlich auch immer sehen, allein kriegste gar nichts geändert.
01:11:09: Also muss ich in Gruppen zusammenschließen und in der Gruppe sind es immer etwas unterschiedliche Vorstellungen und eine Partei ist insofern halt auch eine Gruppe.
01:11:16: Und man ist in einer bestimmten Grundrichtung, deshalb in dieser und nicht in einer anderen Partei.
01:11:21: Und dann muss man Kompromisse machen und dann muss man gucken, dass man Mehrheiten kriegt.
01:11:24: Klar, manchmal kriegt man sie, manchmal kriegt man sie nicht.
01:11:27: Also es gibt halt immer die Leute, die sich komplett abrackern in der Partei, es gibt die Leute, die halt einfach mit segeln, aber es wird sich nie so wirklich als Team gesehen, sondern dann geht es irgendwann um Posten, dann geht es irgendwann um Gehälter.
01:11:39: Und das verengt dann irgendwann so ein bisschen den Korridor und man vergisst halt einfach, dass diverse Teams um sechsunddreißig Prozent ein besseres Ergebnis erzielen.
01:11:48: So.
01:11:49: Und dann muss man sich halt aber irgendwie auch nicht wundern, wenn dann halt überall die gleichen sitzen und man überall immer auf die gleichen Lösungen kommt.
01:11:56: So und daran kranken unsere Parteien in Deutschland halt komplett.
01:12:01: Ich werbe schon lange dafür, dass wir uns auch stärker als Plattformpartei verstehen.
01:12:06: Also das Grundgesetz ist ja viel schlauer, als man so beim ersten draufgucken meint, das steht nämlich für die Parteien drin.
01:12:13: Sie haben den Auftrag an der Willensbildung der Bevölkerung mitzuwirken, nicht sie zu ersetzen.
01:12:19: Also wenn die Partei mal durchbuchstabieren würde, was heißt an der Willensbildung mitwirken, dann kehrt man von alleine auf die Idee, dass man sie vielleicht noch viel stärker öffnen müsste auch für Gespräche, Dialogformate mit auch Nichtparteimitgliedern, mit der Bevölkerung, mit Interessengruppen.
01:12:35: Und dann hätte man auch ganz andere Gefühle, auch bei denen, die sagen, mich repräsentiert niemand.
01:12:41: Also wenn ich nicht so eine Plattform anbiete, dann klappt das nicht.
01:12:48: Ja, deshalb ist auch Politik auch wirklich so kompliziert und so schwierig.
01:12:53: Also sie sollte das Zusammenleben der Menschen regeln.
01:12:56: Und wir haben alle etwas unterschiedliche Vorstellungen, unterschiedliche Interessen.
01:12:59: Wir sind ja auch nicht dieselben.
01:13:01: Und das so unter einen Hut zu kriegen, dass das für alle ein einigermaßen guten Rahmen gibt, um diese Achtzig plus X-Jahre hoffentlich, die wir so zu leben haben, so zu gestalten, wie man das will.
01:13:13: Darum geht es doch.
01:13:15: Und jetzt zum Abschluss.
01:13:16: Was ist denn?
01:13:17: Welche Hoffnung und Erwartung verbindet ihr denn für die Zukunft eurer Partei oder auch unserer Gesellschaft?
01:13:25: Dann machen wir erst Partei und ich frage da nochmal nach der Gesellschaft.
01:13:29: Meine Erwartung an meine Partei ist einfach, dass wir eher in die Richtung gehen, dass wir das Land einen und nicht... und sei es einfach durch subtile Äußerungen, dass man versucht, alle Menschen mitzumeilen, niemanden auszuschließen und gerade in Wahlkämpfen nicht auf Kosten von Minderheiten versucht, Stimmen zu sammeln und dass man eben auch populistischen Parteien widerstehen kann, denen nicht nach dem Mund redet.
01:13:56: Auch wenn es manchmal Gegenwind gibt.
01:13:59: eben von einer enttäuschten Mehrheit, dass man sagt, okay, gerade läuft es einfach generell auf der Welt nicht so wirklich gut für Deutschland.
01:14:06: Das sind jetzt die Jahre, die tun ein bisschen weh, aber es ist eben auch wieder besser wird, also dass man irgendwie auch eine optimistische Zukunft irgendwie zeichnen kann und eben nicht nach Schlagzeilen hasht.
01:14:17: Das wünsche ich mir von meiner Partei.
01:14:19: Ja, das finde ich ein super Wunsch und ich finde mich da auch wieder.
01:14:26: eine so eine Debatte gab, was ist eigentlich so ein Alleinstellungsmerkmal für eine Partei?
01:14:31: Also man sucht also nach Alleinstellungsmerkmalen, auch im politischen Wettbewerb.
01:14:35: Und ob das nach Alleinstellen wäre oder nicht, aber ich finde auch jetzt auch aus dem C heraus lässt sich dieses Wir stehen für gesellschaftlichen Zusammenhalt ganz gut als so ein Merkmal formulieren.
01:14:48: Also wir wollen, wenn jemand CDU hört, dass er als nächstes denkt, die Partei steht für gesellschaftlichen Zusammenhalt.
01:14:57: Das wäre auch meine Vorstellung.
01:15:00: Und das Zweite, dass sie sich wieder zu einer Volkspartei entwickelt mit einem Wurzelwerk in alle Bereiche unserer Gesellschaft.
01:15:11: Das bedeutet, dass jüngere Menschen sich bei uns engagieren, viel mehr Frauen sich bei uns engagieren.
01:15:16: Und das tun sie natürlich nur, wenn sie das interessant finden.
01:15:21: Und das Interessant finden heißt jetzt nicht nur, das fängt nicht im Landtag oder im Bundestag an, sondern das fängt eben in der Arbeit vor Ort an.
01:15:28: Und da gibt es ganz viele Möglichkeiten, wenn man das denn will.
01:15:32: Und ich wünsche aber, und das würde ich jetzt... gleich gerne anschließen, dass das der SPD auch wieder gelingt.
01:15:38: Weil das sind für die Stabilität, sozusagen in Deutschland, jedenfalls nach der Erfahrung der alten Bundesrepublik, doch ganz wesentliche Voraussetzungen gewesen für die stabile Entwicklung, die Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg genommen hat.
01:15:52: Und ich fürchte, selbst wenn die CDU auf diesem Wege wieder stärker, wir sind da immer noch ein bisschen Volkspartei, aber dann wieder stärker.
01:16:01: Volkspartei würde und die SPD würde es gar nicht schaffen.
01:16:05: Dann behauptet man sich als sozusagen letzte verbliebene Volkspartei zwischen lauter kleineren und Klientelparteien dann auch nicht mehr.
01:16:13: Also wir brauchen für die Stabilität in Deutschland glaube ich tatsächlich zwei große Volksparteien und die Grünen waren ja mal auf dem Weg und haben dann aber wieder paar Rückfälle gehabt.
01:16:22: Da muss man sehen wie sich die entwickeln.
01:16:25: Die Parteien müssen eben auch nochmal wieder selber eine Integrationsleistung erbringen und dürfen sich nicht zu schmal aufstellen, denn dann sind sie auch von der Klientel, für die sie unterwegs sind, viel zu sehr abhängig.
01:16:37: So, als letzte Frage, Nora.
01:16:40: Was kann unsere Generation sozusagen von der Generation von Hubrecht lernen?
01:16:46: Ich glaube, wir können von der Generation lernen, dass wir ein bisschen mehr Geduld haben, dass am Ende des Tages wir sehr froh sein können, in diesem privilegierten Langd zu leben.
01:16:57: Dass wir ja nicht diese... Ich hab das Gefühl, dass es der Generation von Hubrecht damals viel, viel schlechter ging, als es uns heute geht und dass wir uns da vielleicht ein bisschen von abgucken und sagen.
01:17:10: Ja, das und das läuft tief und darauf können wir auch hinweisen, aber am Ende des Tages wird es alles gut, ja?
01:17:16: Ein bisschen positive Optimismus für die Zukunft.
01:17:19: Das bedeutet vielleicht Arbeit, aber tschaka, wir packen alle an und dann schaffen wir das.
01:17:26: Na ja, Ruperechte geht es andersrum?
01:17:29: Ja, also natürlich bewundere ich an Jüngeren.
01:17:35: den erlernen, mit dem sie in die Zukunft schauen.
01:17:38: Ich sehe natürlich auch welche, die sehr verzagt gucken, weil sie das Gefühl haben, es wird alles eher schlechter.
01:17:45: Und ich wünsche mir, dass eben viele mit dem Optimismus, den Nora gerade auch angesprochen hat, in die Zukunft schauen, obwohl sicherlich wir jetzt wieder an der Zeitenwende stehen.
01:17:59: Ich hatte vorhin die Stichworte genannt Russische Aggression, völlig veränderte Rolle der USA in der Welt.
01:18:06: Und das hat auf Deutschland wirtschaftlich Exportorientierung etc.
01:18:11: etc.
01:18:12: Rieseneinfluss.
01:18:14: Aber wenn wir nicht mit dem Gefühl da reingehen, wir packen das trotzdem, dann werden wir es nicht schaffen.
01:18:22: Und dieses wir packen das trotzdem, das kann man schon vielen jungen Menschen anmerken.
01:18:28: Und ich glaube auch, ja, dieser Gieß es auch längerfristig in die Zukunft schauen, was ich alleine eben aus der eigenen hoffentlich später sich erfüllenden biografischen Lebenserwartungen ergibt.
01:18:43: Sie ist klar, ich gucke jetzt nicht mehr für mein Leben, fünfzig Jahre in die Zukunft, ich bin neunundsevzig.
01:18:49: Aber Nora guckt hoffentlich siebzig Jahre in die Zukunft, weil das könnte ja klappen.
01:18:54: Das macht einen Unterschied und deshalb wird es auch nachher an der Generation wieder liegen, wie ihre Lebensjahre werden.
01:19:01: Genauso wie es sozusagen auch an uns gelegen hat.
01:19:04: Ich habe in der Tat nur, da würde ein kleines bisschen widersprechen, wenn ich das mit der Generation von meinem Vater vergleiche, der war, da um Zeit achtzehn, habe ich mit dem Jahrgang sechsundvierzig Riesenglücke gehabt.
01:19:14: Ich bin die längste Friedenszeit reingeboren, die Deutschland hier erlebt hat.
01:19:19: Und ich war bis vor ... Bis vor zwanzig Jahren auch sicher, das könnte ich für meine Kinder und Enkel auch so ziemlich begründet auch hoffen.
01:19:28: So sicher kann man sich da heute leider nicht mehr sein, aber wir müssen daran arbeiten, dass ihr das auch mal sagen könnt, wenn ihr, wenn ihr achtzig werdet, ich habe mit meinem Geburtstag an Glück gehabt, ich habe nur Frieden erlebt.
01:19:40: Aber dafür, lieber Wupprecht, glaube ich, brauchen wir eure Generation, weil ihr Nummer so viel mehr seid als wir.
01:19:46: Wir denken in die Zukunft und ich finde es toll, wenn eigentlich dann, also, weil ich auch... gelernt habe in meiner politischen Arbeit.
01:19:53: Es sind meistens die älteste Generation und die jüchste Generation, die zusammenarbeiten, weil die einen vielleicht nichts mehr zu verlieren haben, die anderen noch sehr viel zu verlieren haben.
01:20:04: Aber man und ich habe immer das Gefühl gehabt, so die ältere Menschen, die so ihre Enkel haben, die haben mit uns ersetzt, weil so viel ihre Enkel gekämpft.
01:20:11: Und ich fand, das war eigentlich immer eine schöne Allianz.
01:20:13: Und das würde ich mir auch immer wieder da ist was dran.
01:20:19: Danke für diese sehr lebhafte Diskussion.
01:20:22: Danke.
01:20:22: dass es mir auch wieder so ein bisschen Hoffnung gibt, dass es standhafte Demokratinnen gibt in der CDU, auf die ich mich auch verlassen möchte.
01:20:31: Weil das Vertrauen ist mir in dem letzten Jahr so ein bisschen flöten gegangen, leider Gottes.
01:20:37: Und ich hoffe, dass ihr mit dem Kompass Mitte weiter durchkommt.
01:20:40: Das Nora, du diesen Laden bewegst, so wie viele junge andere Leute, die anderen Läden auch bewegen.
01:20:46: Und dass wir wieder in eine Gesellschaft kommen, wo wir mehr als wir uns zusammen denken als das Gegenteil.
01:20:52: Danke, dass ihr da wart.
01:20:54: Ja, und da sind wir schon am Ende unserer Folge angekommen und ich muss sagen, ich fands mal wieder gut, mich mit Menschen auseinanderzusetzen, die anders denken als ich.
01:21:04: Und gerade an diesen zwei Personen merke ich, dass es doch in der CDU auf Menschen gibt, wo es gewisse Überschneidungen zu meinem Denken gibt.
01:21:12: Und das sind Menschen, auf die ich setze, im Kampf dafür unsere Demokratie zu verteidigen.
01:21:20: Ich hoffe, dass Sie mehr an Einfluss gewinnen und hoffe, ihr konntet euch viel mitnehmen.
01:21:24: Nächste Woche reden wir über ein ganz spannendes Thema.
01:21:28: Wir reden nämlich über Spionage in Ost und West und da haben wir spannende Gäste eingeladen.
01:21:33: Schaltet da auch da gerne wieder ein.
01:21:35: Sonst möchte ich mich einfach noch bedanken bei Marie Eisenmann, unserer Redakteurin.
01:21:41: Daniel Fromm für den Schnitt und dann wird mir nichts anderes zu sagen, als macht es nicht nur gut, macht gewählt, ein kleines bisschen besser.
01:21:48: Bis nächste Woche.
Neuer Kommentar